Chronik von Brenndorf

Brenndorf (rumänisch: Bod, ungarisch: Botfalu)

 

liegt etwa 14 Kilometer nördlich von Kronstadt (Brasov) unterhalb einer etwa 30 m hohen Terrasse, die sich zwischen dem Scheidebach im Osten und dem Weidenbach im Westen, von Petersberg bis zu dem etwa 5 Kilometer nördlich gelegenen Brenndorf (500 m ü.M.) als ebenes Plateau erstreckt. Durch den Ort fließt der Weidenbach, welcher schon in der Entstehungszeit des Dorfes die Mühle der Gräfen Jacobus de Bathfalva angetrieben hat. In einem Prozess des Gräfen gegen die Einwohner des Dorfes wird Brenndorf 1386 erstmals urkundlich erwähnt.
Die Geschichte von Brenndorf ist eng verbunden mit vielen feindlichen Einfällen, Plünderungen, Bränden, Seuchen und Erdbeben Auf der ebenen Fläche der Brenndörfer Hutweide dicht am Alt ragt der kleine Predigerhügel auf. Dort werden durch archäologische Grabungen des Burzenländer Sächsischen Museums Wohngruben, Werkzeuge und Waffen der Steinzeitmenschen entdeckt.

Eine romanische Basilika mit einem Glockenturm wird 1310 in Brenndorf gebaut. Die dem Heiligen Nikolaus geweihte Kirche hat im Laufe der Jahrhunderte ein wechselhaftes Schicksal. Von der ursprünglichen Kirche haben sich bis heute nur noch Reste des rundbogigen Westportals unter dem Glockenturm erhalten.

1456 wird die Kirche durch einen Brand schwer beschädigt und 1477 neu getäfelt.

In der Kirche befindet sich der älteste Taufstein des Burzenlandes aus dem Jahre 1491. Es ist ein einfacher, kelchförmiger massiver Stein. Der Fuß und der Nodus sind schmal im Verhältnis zu der massiven Cuppa, auf der in sehr großen Ziffern die Jahreszahl 1491 eingemeißelt ist. Durch seinen schönen Aufbau ist er erwähnenswert.

1790 stürzt der Glockenturm durch ein Erdbeben ein. Der stark beschädigte Turm wird bis auf eine Höhe von eineinhalb Metern abgetragen, und 1799 baut man auf dem bestehenden Fundament einen neuen Turm. 1800 stellen die Brenndörfer eine neue Uhr von Josef Dorer auf.

Am 26. Oktober 1802 wird die Kirche durch ein verheerendes Erdbeben zerstört. Die ganze Kirche, vom Glockenturm bis an den Chor, samt Dachstuhl, Gewölbe und den beiden Seitenmauern stürzen ein. Orgel, Kanzel und alle Einrichtungsgegenstände in der Kirche werden unter dem Schutt begraben. Das siebenbürgische Gubernium erteilt 1803 der Kirchengemeinde eine Bewilligung zur Spendensammlung für den neuen Kirchenbau. Am 7. Mai 1804 beginnen die Arbeiten zum Neubau der Kirche, am 26. Oktober 1806 wird die neue, geräumige Saalkirche eingeweiht. Ihre Gesamtlänge beträgt 42,8 m und ihre Breite 11,6 m.

Die Kanzel stammt aus dem Jahre 1806 und ist im klassizistischen Stil gehalten. Der Baldachin ist mit Pflanzenmotiven, einer Taube und einem Goldkreuz geziert. Die neue Orgel wird 1810 von Johann Thois aus Rosenau am Ostende, über dem Altar gebaut. (Die alte Orgel am Westende der Kirche ist beim Erdbeben von 1802 vollständig im Schutt begraben worden.) 1874 wird die Orgel von Johann Schneider aus Kronstadt repariert und 1898 vom Kronstädter Karl Einschenk gründlich instandgesetzt. Der Altar wird 1816 vom Bildhauer Andreas Eisler neu gefertigt. Er besteht aus einem holzverkleideten Ziegeltisch, aus dem Schrein und klassizistischer Holzumrahmung. Das Altarbild Heiland im Gebet vor Gott wird 1869 von dem bekannten Maler und Kunsterzieher Carl Dörschlag aus Hermannstadt gemalt und von C. Schöpfer aus Kronstadt in einem vergoldeten Rahmen in die Altarnische eingesetzt. Das Hauptbild ist von klassizistischen Säulen flankiert.

Anfangs führen zwei Ringmauern um die Kirche herum und sind jeweils mit Türmen befestigt, durch das Erdbeben von 1802 wird auch die Kirchenburg stark in Mitleidenschaft gezogen. 1865 werden die Ringmauern bis auf einen kleinen Teil der südöstlichen Außenmauer, die der Einfriedung des alten Friedhofes dient, abgetragen.

Durch den Einsturz des Glockenturms beim Erdbeben von 1790 werden alle Glocken zerstört, danach hängen im Kirchturm zwei größere und zwei kleinere Glocken. Im Ersten Weltkrieg, 1916, werden drei Glocken requiriert; nur die Glocke aus dem Jahre 1846 bleibt. 1923 werden von der Firma Schilling Apolda drei neue Bronzeglocken, angeschafft.

Die heutigen Glocken (seit 1923) stammen aus der Werkstatt der Brüder Schilling aus Apolda. Die drei Bronzeglocken, eine große und zwei kleinere, bilden einen E-Moll-Dreiklang. Durch Anklicken der unterstehenden Links können Sie diese kurz anhören.

 

Glockenläuten 1
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Glockenläuten 2
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Glockenläuten 3
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Glockenläuten Zusammen
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1976 wird die Kirche nach Anweisungen des Architekten Günter Schuller, Kronstadt, einer Generalreparatur im Wert von 80.000 Lei unterzogen. Wenige Monate später, am 4. März 1977, wird sie durch ein Erdbeben so heftig erschüttert, dass mehrere Minuten die Glocken läuten und zwei kleine Glocken herunterfallen. Kirche und Turm bekommen tiefe Risse und durchgehende Sprünge. Durch ein System von innerer Verschlüsselung wird darauf der arg beschädigte Turm gerettet. Bei der Gesamtreparatur werden auch das Kircheninnere und Einrichtungsgegen­stände teilweise erneuert. Die Kosten belaufen sich auf 300.000 Lei. Dank der Spenden aus dem In- und Ausland sowie des Einsatzes der Brenndörfer Gemeindeglieder kann die Kirche schon am 6. November 1977 von Bischof Albert Klein wieder eingeweiht werden.

Durch ein Erdbeben im Mai 1990 wird die Kirche erneut beschädigt, tiefe Risse an den Mauern und Fensterbogen sind noch heute sichtbar. Seit dem Jahr 2000 werden in der Kirche, wegen der Gefahr des Abbröckelns von Teilen der Decke, keine Gottesdienste mehr gehalten. Einem Hilferuf des Evangelischen Kirchenbezirks Kronstadt folgend, setzt sich die Dorfgemeinschaft der Brenndörfer für die Kirchenrenovierung ein und wird dabei von der Siebenbürgisch-Sächsischen Stiftung in München mit erheblichen Mitteln unterstützt. Erste Sicherungsarbeiten werden 2004 durchgeführt.

Das alte Pfarrhaus stand zwischen der äußeren und inneren Ringmauer der Kirchenburg. Beim Erdbeben von 1802 stürzen eine Seitenmauer und ein Rauchfang des Pfarrhauses ein. 1843-1844 wird das neue Pfarrhaus gebaut. Außer dem an der Gassenfront stehenden, lang gestreckten Hauptgebäude (nur Erdgeschoss) verfügt es über eine Sommerküche, einen Stall und eine große Scheune. In dem im Pfarrhaus eingerichtete Betsaal werden derzeit einmal im Monat Gottesdienste gehalten. Die Räumlichkeiten sollen renoviert werden und zum Teil Übernachtungsmöglichkeiten für Gäste bieten.

1508 werden für Brenndorf erstmals eine Schule und 1556 ein Schulmeister urkundlich erwähnt, der vom
Ortsamt jährlich 20 Gulden zu bekommen hat. Belegt sind auch drei alte Schulräume an verschiedenen Orten in Brenndorf. Der Grundstein für die neue Schule in Brenndorf wird 1893 gelegt. Der Neubau wird am 14. Oktober 1894 durch den Dechanten Dr. Franz Herfurth eingeweiht. Die moderne Schule umfasst vier große Klassenräume, einen Konferenzraum, zwei Arbeitszimmer und eine Schuldienerwohnung. 1900 wird eine der alten Schulen an die Gemeinde verkauft und auf diesen Platz das neue Rathaus gebaut. 1918 wird das alte Schulgebäude neben dem Pfarrhof in eine Lehrerwohnung umgebaut, und zwar für den Predigerlehrer Georg Schobel. Seither wird das Haus „der Predigerhof“ genannt. 1939 wird die Schule in Brenndorf mit dem Bau eines Turnsaales, zweier Klassenzimmer, eines neuen Kindergartens und eines Ausstellungsraumes erweitert.

Der Bau der Eisenbahnstrecke Kronstadt – Wien (über Schäßburg und Klausenburg) in den Jahren 1867-1873 verleiht dem Handel und der Wirtschaft einen enormen Aufschwung. In der Nähe der Bahnstation Brenndorf, vier Kilometer westlich vom Dorf, wird 1889 eine große Zuckerfabrik gebaut. Sie fördert die wirtschaftliche Entwicklung der Gemeinde und des gesamten Burzenlandes in erheblichem Maße. In Brenndorf und den anliegenden Gemeinden werden Zuckerrüben angebaut, zusätzliches Viehfutter (Rübenblätter und -schnitzel sowie Melasse) fällt an: Die Ausweitung der Milchviehhaltung, der Ochsenmast für Viehexporte und ein florierender Binnenhandel sind die Folgen davon.

Die wirtschaftliche Entwicklung nach dem 1. Weltkrieg, vor allem die Schweinezucht, trägt dazu bei, dass 1926 in Brenndorf neben der Gemeindemühle, der Misarka-Mühle, noch eine dritte Mühle, die Kirchenmühle im Pfarrgarten, gebaut wird. Sie besitzt eine Flachmühle und eine Hammermühle, mit der vor allem Getreide für die Schweinemast gemahlen wird.

1926 errichten die Dresdener Leuna-Werke in Brenndorf Rumäniens erste Destillationsanlage für ätherische Öle. Am Anbau der Pfefferminze, deren Öl (7.000 - 10.000 kg pro Saison) hier hauptsächlich destilliert wird, beteiligen sich auch andere Burzenländer Gemeinden, wie Marienburg, Heldsdorf, Weidenbach, Zeiden Honigberg und Tartlau.

Im Jahre 1929 wird durch den örtlichen Landwirtschaftlichen Verein das Vereinshaus gebaut. Es beherberg die Amtsräume des Vereins, den Vorschussverein, dient der Kirche als Kassen- und Sitzungszimmer und hat im Obergeschoss auch einen Saal, der für verschiedene kleinere Veranstaltungen und Sitzungen genutzt wird.

1930 wird der neue Friedhof, auf dem schon 1916 die Heldentoten des 1. Weltkrieges beerdigt wurden, eingeweiht. Bei den Bauarbeiten stellt der damalige Kurator Georg Seimen die Frage: Wer wird wohl
der erste sein, den wir auf diesem Friedhof beerdigen? Das Schicksal will es, dass er es ist, der am 21. Dezember 1930 als erster Brenndörfer hier beigesetzt wird.

In der Nähe der Zuckerfabrik befindet sich der international auch als Sender Brasov bezeichnete Rundfunksender, dessen Station für Lang- und Mittelwelle 1933/34 in Betrieb geht. Bis 1945 wird als Sendeantenne ein selbststrahlender Mast verwendet. Heute wird aus Brenndorf, auf Langwelle 153 kHz, vorwiegend das Programm Radio Romania Actualitati gesendet.

Die Geschichte von Brenndorf ist eng verbunden mit vielen feindlichen Einfällen, Plünderungen, Bränden, Seuchen und Erdbeben. Trotz dieser Rückschläge ist die Entwicklung des Dorfes beständig. Werden im Jahre 1510 noch 112 Hauswyrt, 7 Wytwen, 6 Hyrten, 1 Mulner, Schulhaus, Klocknerhaus und Kirchenhaus und 1 Sedler erwähnt, steigt die Einwohnerzahl bis 1930 auf 2.300 Seelen, davon 1.388 Sachsen, 905 Rumänen und 16 Ungarn.