Auferstehung der Kirche in Brenndorf

Predigt von Bischof Reinhart Guib zum Abschluss der Renovierungsarbeiten am 14. Dezember 2019

Bischof Reinhart Guib predigte am 14. Dezember 2019 in Brenndorf. Foto: Laura Căpăţâna Juller

Die erfolgreiche Renovierung der evangelischen Kirche in Brenndorf biete Anlass zu großer Freude und Dankbarkeit, sagte Bischof Reinhart Guib beim Dankesgottesdienst am 14. Dezember 2019 in Brenndorf. Was vor sechs Jahren fast unmöglich schien, wurde dank vielseitiger menschlicher und vor allem dank Gottes Hilfe möglich: Die Kirche in Brenndorf ist regelrecht aus dem Totenreich heraufgeholt worden, das Leben ist in sie zurückgekehrt, heißt es in der Predigt, die wir im Folgenden ungekürzt abdrucken.

 

Losungen: „Herr, du hast mich heraufgeholt aus dem Totenreich, zum Leben mich zurückgerufen von denen, die hinab zur Grube fuhren.“ Ps.30,4

„Die Gabe Gottes aber ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserm Herrn.“ Röm.6,23

 

 

Hohe Gäste von nah und fern! Liebe Festgemeinde!

Zum Danken sind wir heute alle eingeladen worden. Als Gemeinde. Als Einzelne. Als Empfänger und Beschenkte. Als Gebende und Fördernde. Als Mitdenkende und Mitdurchführende. Als Mitfeiernde! Keineswegs als Zuschauende! Aber als Mitberührte! Nicht zuletzt als Bittende und Dankende.

Wir haben großen Anlass zu danken. Was mit eigenen Kräften etliche Jahrzehnte in Anspruch genommen hätte, wenn überhaupt möglich, ist mit Partnern und Freunden innerhalb von sechs Jahren gelungen: Die Brenndörfer Kirchenburg wurde nach und nach seit 2013 gründlich saniert. Paten haben die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) und die Brenndörfer Heimatortsgemeinschaft („Dorfgemeinschaft der Brenndörfer“ in Deutschland) gestanden. Sie haben mit Rat und Tat die Gemeinde und das Petersberger Pfarramt unterstützt. Nach und nach konnten wir sehen und bestaunen, feiern und einweihen: den Innenraum, den Kirchturm, die Südfassade und nun die Nordseite. Die Kirche wurde regelrecht aus dem Totenreich heraufgeholt. Das Leben ist in sie zurückgekehrt. Sie ist von dem Schicksal, wie das von Rothbach oder Radeln, bewahrt geblieben. Das ist nicht selbstverständlich. Das will unser Herz weit und voll des Dankes machen.

Im Namen der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien danke ich ihnen allen: der BKM, vertreten durch Konsul Hans Erich Tischler, der Dorfgemeinschaft mit ihrem Vorsitzenden Siegbert Bruss, den Spendern und Helfern, der Baufirma, dem Bürgermeisteramt, dem Bezirk, der Kirchengemeinde, dem Kurator, dem Pfarrer! Alle haben sie Großes geleistet. Der aber die Auferstehung der Kirchenburg zu Brenndorf bewirkt hat, das ist Gott – der Schöpfer und Erhalter  des Lebens, der zur Auferstehung ruft, die Sehnsucht danach in unser Herz legt und ihr, trotz allen Schwierigkeiten und Hindernissen, durch uns zum Durchbruch verhilft.

Schon sonderbar – mitten in der Adventszeit feiern wir einen Dankgottesdienst! Ja, noch mehr – ein Auferstehungsfest! Die Kirchenburg von Brenndorf ist auferstanden!

Die Brenndörfer Dorfgemeinschaft ist auferstanden und hat über die Kirche die alte-neue Heimat Brenndorf wiederentdeckt. Die Heimattreffen haben nun hier ihren Ort gefunden. Die Ortsgemeinde ist wieder aufgewacht. Über den Anschluss an unser landeskirchliches Tourismusprojekt „Entdecke die Seele Siebenbürgens“ kann die Kirchenburg nun wieder auch von Besuchern aus dem In- und Ausland aufgesucht und bekannt werden.

Davon kann sich die Kirchengemeinde selbst anregen lassen und mit ihren 50 Mitgliedern auch neu aufleben. Denn mit 50 hört das Leben noch lange nicht auf.

Das alttestamentliche Wort der Losungen hat eine klare Botschaft für uns: mitten im Leben aufzuerstehen, wie diese Kirche aus ihrer Verlassenheit und Reparaturbedürftigkeit wieder aufgeblüht ist. Wer diese Erfahrung auch als einzelner durchlebt hat, kann den Beter des 30. Psalms gut verstehen. Wer nach einem Streit, einer Depression oder einer schweren Krankheit wieder auflebt, mit neuer Kraft und frischem Atem, für den fängt das Leben nochmals an. Das ist Grund zum Gott Danken und Lobsingen. Wo unser Streit aber zum Bruch führt, die Depression sogar zunimmt und die Krankheit nicht heilt, da ist uns nicht zum Danken zumute, jedes Singen verstummt und unser Glaube wird klein.

Gerade unser Glaube ist heute gefragt! Wenn vor sechs Jahren jemand gefragt hätte, ob wir an die Auferstehung der Brenndörfer Kirchenburg glauben, hätten viele das als schlechten Witz angesehen. Aber die Auferstehung dürfen wir jetzt mit eigenen Augen sehen. So ist es auch mit der Auferstehung Jesu Christi und der Auferstehung der Toten. Das scheint alles fremd und fern zu sein. Aber Gott hat Freude daran, gerade was undenkbar und unmöglich ist zum Leben aufzuwecken, einen neuen Anfang zu schenken.

Er liebt uns so sehr, uns alle, diese Kirche und unsere Gemeinschaft, so dass er noch mehr für uns tut als die Kirche für uns auferstehen zu lassen: Er schenkt uns die „Gabe des ewigen Lebens in Christus Jesus“, wie es der Apostel Paulus im Römerbrief schreibt.

Über den Sohn Gottes, dessen Kommen wir in dieser Adventszeit ankündigen, ist uns zugesagt, dass er heute schon da ist, wo wir uns in seinem Namen versammelt haben. Er ist gleichzeitig bei unseren Toten, die in ihm verstorben sind, ganz gleich, ob sie auf dem Brenndörfer Friedhof, den vielen Friedhöfen in Deutschland oder irgendwo in den Kriegs- und Deportationsorten vor 75 Jahren ins Grab oder die Grube gelegt wurden. Bei ihm gehören wir alle zusammen, die wir da sind, da waren und da sein werden. Auch dafür will uns Gott das Herz weit öffnen: Wenn er für uns schon die Kirche in Brenndorf und die Gemeinschaft der Brenndörfer neu zum Leben erweckt hat, können wir ihm auch die Schenkung des ewigen Lebens zutrauen. Wenn einer imstande ist, die nötige Macht und Kraft besitzt, die reine Liebe und Treue in Person ist, die rettende Gnade und Vergebung für uns bereit hat, dann Er.

Liebe Festgemeinde! Bis es einmal so weit ist und wir das ewige Leben in Anspruch nehmen können, sind wir eingeladen, uns der guten Gaben Gottes auf Erden zu freuen. Darunter sind die auferstandene Kirche zu Brenndorf und die auferweckte Gemeinschaft der Brenndörfer und ihrer Freunde ein besonderes Weihnachtsgeschenk.

Nun lasst uns dem ursprünglichen Namen des Dorfes, Bringendorf, Genüge tun und Gott mit Loben und Danken in den Ohren liegen. Das ist die Antwort, die ihm gefällt. Amen.

Bischof Reinhart Guib