13. Nachbarschaftstag der Brenndörfer in Brackenheim gefeiert

Der Kirchenchor Brenndorf unter der Leitung von Melitta Wonner gestaltete den Gottesdienst in Bürgerzentrum in Brackenheim musikalisch mit. Fotos: Petra Reiner

Brenndorf im Burzenland wurde vor 650 Jahren, am 23. Juni 1368, erstmals urkundlich erwähnt. Diesem Jubiläum war neben dem zweiten Heimattreffen am 4.-5. August in Brenndorf auch der 13. Nachbarschaftstag der „Dorfgemeinschaft der Brenndörfer“ (HOG Brenndorf) am 29. September 2018 in Brackenheim gewidmet. Rund 220 Landsleute freuten sich dabei über das Wiedersehen, das zum siebenten Mal im Bürgerzentrum in Brackenheim gefeiert wurde.

„650 Jahre dokumentierte wechselvolle Geschichte von Menschen, die im Pioniergeist ausgezogen waren, um Land zu erschließen und urbar zu machen; Grenzen zu verteidigen; und im gemeinsamen Bemühen für gemeinsame Rechte und Freiheiten einzustehen“ – das sei etwas Besonderes, sagte Pfarrer Helmut Kramer im Gottesdienst zur Eröffnung des Treffens. Was bedeute Heimat für den Einzelnen, der im Alltag auf sich selbst gestellt sei und bestenfalls alle drei Jahre zum Brenndörfer Treffen komme, fragte Pfarrer Kramer. Eine Antwort bot er anhand des Liedes 395 aus dem evangelischen Gesangbuch, das die in Brackenheim versammelte Gemeinde zuvor gesungen hatte. Der Jenaer Theologe Klaus Peter Hertzsch hatte die Verse im Schicksalsjahr 1989 gedichtet: „Vertraut den neuen Wegen, auf die der Herr uns weist, weil Leben heißt sich regen, weil Leben wandern heißt.“ Pfarrer Kramer legte den Gottesdienstbesuchern ans Herz, sich von der Zuversicht des Liedes erfüllen zu lassen: „Gott will, dass ihr ein Segen für seine Erde seid.“ So könne man ein Stück Heimat wiederfinden und vertrauen in „neue Wege, auf die der Herr uns weist“.

Der bewegende Gottesdienst wurde vom Brenndörfer Kirchenchor unter der organisatorischen Leitung von Detlef Copony und unter der musikalischen Leitung der Organistin Melitta Wonner mitgestaltet.

Aufbauende Worte fand auch Helmut Kayser, stellvertretender Bürgermeister der Stadt Brackenheim, in seinem Grußwort. Die Brenndörfer hätten eine gute Wahl getroffen, sich gerade hier in der Geburtsstadt des ersten Bundespräsidenten Theodor Heuss und der größten Weinbaugemeinde Württembergs zu treffen, und das noch in der besten Jahreszeit, wenn im goldenen Herbst die Weinlese stattfindet. Die Siebenbürger Sachsen seien „ein hervorragendes Beispiel für gelungene Integration“, ohne die eigenen Wurzeln zu verlieren. Sie hätten sehr viel zum Gemeinwesen in Deutschland beigesteuert.

Manfred Copony, Vorsitzender des kürzlich gegründeten Ortsforums Brenndorf, berichtete über die Ziele und Vorhaben dieser Einrichtung, die sich für den Erhalt siebenbürgisch-sächsischer Traditionen einsetzt und sie in der Öffentlichkeit bekannt macht.

Die Ausstellung „Brenndorf im Wandel der Zeit“ von Uta Martini wurde aus Anlass des 650-jährigen Jubiläums seit der ersten urkundlichen Erwähnung Brenndorfs beim Treffen in Brackenheim gezeigt.

Aus Anlass des 650. Jahrestages war im Foyer des Bürgerzentrums die Ausstellung „Brenndorf im Wandel der Zeit“ zu sehen. Gezeigt wurde eine Auswahl aus Ausstellungen, die Uta Martini mit Leidenschaft und Liebe zum Detail im Laufe der Jahre zusammengestellt hatte, mit Fotos und Texten von Kirche, Schule, Straßenzügen, kirchlichem und kulturellem Leben, das die Sachsen über Jahrhunderte in Brenndorf entfaltet haben.

Eine beachtliche Bilanz des Vorstandes konnte Siegbert Bruss, Vorsitzender der „Dorfgemeinschaft der Brenndörfer“, in seinem Tätigkeitsbericht ziehen. In den letzten drei Jahren wurden je zwei Treffen in Deutschland und Brenndorf organisiert, die Südfassade der Kirche in Brenndorf renoviert, ein Denkmal für die Opfer der beiden Weltkriege und der Russlanddeportation des Brenndörfer Künstlers Reinhardt Schuster auf dem Friedhof in Brenndorf eingeweiht (2016), das „Wörterbuch der Brenndörfer Mundart“ (2015) von Otto Gliebe und halbjährlich die „Briefe aus Brenndorf“ herausgegeben, Familienforschung betrieben, an Trachtenzügen in München und Dinkelsbühl teilgenommen, die Friedhofspflege und vieles mehr organisiert. Unsere Gemeinschaft lebt nur dann weiter, wenn sich möglichst viele dafür interessieren und sie pflegen. Deshalb sind alle aufgerufen, sich mit Ideen, Anregungen und Tatkraft für die Dorfgemeinschaft einzubringen.

Die Mitgliederversammlung wählte unter der Wahlleitung von Pfarrer Helmut Kramer einstimmig einen neuen Vorstand, der einige Änderungen aufweist. Geringfügig geändert wurde vorerst die Satzung (Absatz 7, Punkt 2): Zum Vorstand gehören u.a. ein bis zwei stellvertretende Vorsitzende. So stehen dem Vorsitzenden Siegbert Bruss neuerdings zwei stellvertretende Vorsitzende zur Seite: Hugo Thiess und Edmund Seimen, neu kommen Dietlinde Rhein als Kassenwartin und Manfred Copony als Referent für die Beziehung zur Heimatgemeinde hinzu. Die weiteren Vorstandsmitglieder: Bettina Zibracky, Schriftführerin, Volker Kreisel, Organisationsreferent, Norbert Thiess und Gert Mechel, Jugendreferenten. Otto Gliebe ist als Ehrenvorsitzender auf Lebzeiten Mitglied des Vorstandes und setzt sich weiterhin mit viel Sachverstand und Begeisterung für die Dorfgemeinschaft ein. Als Kassenprüferinnen wurden Edda Rhein und Herta Seimen-Sperlich wiedergewählt.

Die traditionsreiche Blaskapelle Brenndorf leistet wertvolle Kulturarbeit. Die verjüngte Musikformation, die vor drei Jahren in Brackenheim erstmals unter dem Dirigenten Holger Darabas gespielt hatte, erfreute im Lauf des Nachmittags mit vertrauten Klängen. Bis in die späte Nacht hinein sorgte dann das „Memories Duo“ für flotte Tanz- und Unterhaltungsmusik.

Nach den Aufräumarbeiten am Sonntagmorgen verabschiedete das Helferteam um Volker Kreisel (Dritter von links) und Benno Wagner (ganz rechts) die Gäste im Foyer des Bürgerzentrums.

Allen erwähnten Gestaltern des Treffens sei ebenso herzlich gedankt wie dem Organisationsreferenten Volker Kreisel, unterstützt von Benno Wagner, Sibille Dworschak, Bettina Zibracky und anderen Helfern, sowie Annerose und Bettina Kloos, die mit Baumstriezel, dem Mittag- und Abendessen für das leibliche Wohl der Gäste gesorgt haben.

Zum 14. Nachbarschaftstag laden wir 2021 wieder nach Brackenheim ein. Bis dann könnte es neue Übernachtungsmöglichkeiten in der Nähe des Bürgerzentrums geben: Das alte Renaissance-Schloss soll bis 2020 zu einem Hotel mit 38 Betten und Gastronomie umgebaut werden.

Siegbert Bruss

 

Bildergalerie des 13. Nachbarschaftstages vom 29. September 2018 in Brackenheim.