Willkommensgruß der Stadt Brackenheim

Helmut Kayser, stellvertretender Bürgermeister der Stadt Brackenheim, hieß die Brenndörfer zu ihrem 13. Nachbarschaftstag am 29. September 2018 im Bürgerzentrum Brackenheim herzlich willkommen. Das Grußwort wird leicht gekürzt wiedergegeben.
In Vertretung unseres Bürgermeisters Rolf Kieser, der an diesem Wochenende nach Rheinland-Pfalz gerufen wurde und den ich hiermit entschuldigen darf, begrüße ich Sie ganz herzlich im Bürgerzentrum Brackenheim. Es freut uns sehr, dass unsere Stadt seit dem Jahr 2000 zum siebten Mal Gastgeber Ihres Nachbarschaftstags sein darf. Wir werten dies als gutes Zeichen, dass Sie sich bei uns wohlfühlen und es Ihnen bei uns gefällt.
Und ich darf Ihnen mit auf den Weg geben: Sie haben mit unserer Stadt eine gute Wahl getroffen – und sich dazu noch die beste Jahreszeit ausgesucht, um ins Zabergäu zu kommen. Der goldene Herbst lässt derzeit die unzähligen Weinberge in unserer Region in den schönsten Farben erscheinen. Und dazu läuft derzeit noch die Weinlese auf Hochtouren. Aufgrund des heißen Sommers sind unsere Wengerter so früh wie noch nie in die Weinlese gestartet. Die vielen Sonnenstunden der vergangenen Monate lassen uns auch auf einen sehr guten Jahrgang hoffen.
Und ich darf Ihnen versichern: In unserer Stadt, wir sind mit rund 840 Hektar Anbaufläche immerhin die größte Weinbaugemeinde Württembergs, die größte Rotweingemeinde Deutschlands und die größte Lembergergemeinde der Welt, geht der Wein niemals aus. In diesem Sinne darf ich Sie jetzt schon dazu einladen, selbst ein Gläschen von dem Brackenheimer Tropfen zu probieren. Halten Sie es dabei am besten mit Theodor Heuss, der uns in Bezug auf den Weingenuss folgendes mit auf den Weg gab: „Wein saufen ist Sünde, Wein trinken ist beten. Also, lasst uns beten“.
Meine Damen und Herren, die erste urkundliche Erwähnung Brenndorfs jährt sich in diesem Jahr zum 650. Mal. Auch wir dürfen im kommenden Jahr – ein zugegebenermaßen kleineres Jubiläum – feiern Unser großer Sohn, der erste Bundespräsident Theodor Heuss wäre am 31. Januar 2019 genau 135 Jahre alt geworden. Die Planungen zur Festveranstaltung hier im Bürgerzentrum laufen derzeit auf Hochtouren – wir freuen uns dabei ganz besonders über die Zusage des ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff, der die Feierstunde mit einer Festrede gestalten wird. Generell gilt: Als Geburtsstadt des ersten Bundespräsidenten Theodor Heuss sind wir stolz darauf, im Theodor Heuss Museum seinen Lebensweg aufzeigen zu dürfen. Sie sind gerne eingeladen, seine Spuren in unserem Museum zu entdecken. Sie werden hierbei feststellen, dass Demokratie für Heuss nicht nur eine Staatsform war, sondern eine Lebenseinstellung.
Seit der Wiedervereinigung Deutschlands im Jahr 1990 ist es in Brackenheim Tradition geworden, diesem bedeutenden Ereignis mit einer Feierstunde zu gedenken. In diesem Jahr fand die Veranstaltung bereits am vergangenen Montag statt – aus Rücksicht auf den Terminkalender der Festrednerin. Nachdem wir in den letzten Jahren unter anderem Bundestagspräsident Dr. Norbert Lammert, Ministerpräsident Wilfried Kretschmann oder den ehemaligen Finanzminister Theo Waigel zu Gast hatten, hielt in diesem Jahr die baden-württembergische Landtagspräsidentin Muhterem Aras die Festrede. Und wie es der Zufall so will, auch sie befasste sich mit dem Thema Heimat.
Wir alle wissen: Heimat hat viele Facetten, dies wissen diejenigen, also Sie, die ihre Heimat verlassen mussten, wohl am besten. Und Heimat ist für mich mehr als ein Ort oder eine Region, sondern umfasst auch die Traditionen, Bräuche und Menschen, mit denen man aufgewachsen ist. Daher bewundere ich es sehr, dass die Pflege der Gemeinschaft, die Wahrung der Traditionen und das Halten von zwischenmenschlichen Kontakten bei Ihnen einen so hohen Stellenwert einnehmen. Gerade in unserer vernetzten, digitalisierten und damit scheinbar grenzenlos gewordenen Welt, in einer Zeit, in der sich vieles beschleunigt, brauchen wir Orientierungspunkte, brauchen wir Gemeinschaft, brauchen wir Heimat.
Brenndorf liegt in der Nähe von Kronstadt. Vielleicht war ich schon dort, ohne es zu wissen. Anfang der 70er Jahre fuhr ich mit Freunden durch den Ostblock und hielt mich auch in Siebenbürgen auf.
In den „Briefen aus Brenndorf“ habe ich auch die Pfingstbotschaft von Pfarrer Helmut Kramer gelesen, die von den Ereignissen in Emmaus und Jerusalem handelt. Ich war vor drei Wochen dort und sehe hinter den Botschaften aktuelle Bilder und Gespräche.
Die Heuss- und Weinstadt ist gerne Ihre Gastgeberin! Sie haben unser Land mit aufgebaut und bereichern unser Leben mit Ihrem Engagement und Ihrer Kultur bis heute. Die Siebenbürger Sachsen haben seit den Nachkriegsjahren sehr viel zum Gemeinwesen beigesteuert. Sie sind mit einem reichen Schatz an Erfahrungen gekommen und wissen, wie ein gutes Zusammenleben verschiedener Nationen und Religionen in einem Land funktionieren kann. In ihrem Gepäck hatten Sie in vielen Fällen nicht viele materielle Güter, aber sie haben eine Kultur der Verständigung und einen Gemeinschaftssinn mitgebracht, der weit über die eigene Landsmannschaft hinausgeht. Kurzum: Die Siebenbürger Sachsen sind für mich ein hervorragendes Beispiel für gelungene Integration und auch der Beweis, dass und wie es gelingen kann, in einer neuen Region, einer neuen Gesellschaft anzukommen, ohne – wie wir an diesem Wochenende wieder erkennen können – die eigenen Wurzeln zu verlieren. Ich wünsche ich Ihnen viele interessante Begegnungen, Gespräche und Erfahrungen. Fühlen Sie sich wohl in Brackenheim! Wir würden uns freuen, wenn wir Sie auch in Zukunft hier wieder begrüßen dürften.
Helmut Kayser