Das Brenndörfer Wörterbuch ist fertig!
Sechs Jahre lang hat Otto Gliebe in akribischer Arbeit 9 000 Wörter der Brenndörfer Mundart erfasst. Sein „Wörterbuch der Brenndörfer Mundart“ mit dem Untertitel „Wei as Brȯnnɉdeufǝrn der
Schnuǝwǝl gǝwuǝßǝn as. Ә Klȯng wei eust dǝheum“ ist soeben bei Book on Demand in Berlin gedruckt worden und wird nun an jene versandt, die es bestellt haben. Weitere Bestellungen sind möglich. Das
Buch, einschließlich CD, kostet 12 Euro, zuzüglich 1 Euro Porto, und kann bei Otto Gliebe, Ringstraße 49, 91522 Ansbach, oder telefonisch unter (09 81) 33 94 oder per E-Mail unter otto@gliebe.de
bestellt werden. Das Wörterbuch umfasst 192 Seiten, beigefügt ist eine 41 Minuten lange Audio-CD (zum Hören an der Stereoanlage), die Hugo Thiess mit Klangbeispielen der Brenndörfer Mundart
besprochen hat. Wir danken für diese außerordentliche Leistung, die Brenndorf in die Lage versetzt, eine der ganz wenigen Ortschaften Siebenbürgens zu sein, die ein Wörterbuch des Ortsdialekts
haben.
„Durch die enorme Aussiedlung in den 1990er Jahren ist auch die Brenndörfer Mundart zunehmend bedroht, in Vergessenheit zu geraten. Es ist daher eine Aufgabe unserer Generation, die Werte des
siebenbürgisch-sächsischen Dialekts mit all seinen Ortsmundarten und Besonderheiten für die zukünftigen Generationen zu erhalten und sie aufzuzeichnen, damit sie für die Geschichte der Siebenbürger
Sachsen nicht verloren gehen“, schreibt Otto Gliebe im Vorwort zum Brenndörfer Wörterbuch. Um die Aussprache unserer Mundart für unsere Nachkommen auch hörbar und sichtbar zu dokumentieren, hat er
zunächst die DVD „Åf dǝr Häifzǝt brecht ǝm vill. Hochzeitsbräuche aus Brenndorf im Brenndörfer Dialekt“ verfasst und 2011 herausgegeben. Die positive Resonanz auf die DVD hat ihn angespornt, die
schon begonnene Sammlung von Wörtern der Brenndörfer Mundart mit mehr Nachdruck zu betreiben.
Die Online-Enzyklopädie Wikipedia sagt uns: „bei einer Lautschrift handelt es sich um ein Schriftsystem, das den Zweck hat, die Aussprache von Lauten und Wörtern möglichst exakt wiederzugeben, um
hierdurch unabhängig von der Schriftsprache gelesen werden zu können“.
Um das gesprochene Wort möglichst originalgetreu in schriftlicher Form wiederzugeben, hat Otto Gliebe eine einfache Lautschrift entwickelt. Im ersten Teil des Wörterbuches hat er, aus praktischen
Erwägungen heraus, die Stichwörter deutsch, nach dem vertrauten Alphabet der Schriftsprache angesetzt und auf Anregung der Volkskundlerin Hanni Markel lässt er einen zweiten Teil folgen, in welchem
die sächsischen Wörter mit ihrem bereits eingebürgerten (å) oder den nicht gerade üblichen Sonderzeichen (ė, ȯ, ǝ, ɉ, çh) ein ungewohntes Schriftbild abgeben. An all diese Zeichen muss man sich erst
gewöhnen, um sie richtig zu lesen. So darf man senɉ (sehen) mit sėnɉ (sein) nicht verwechseln. Den Unterschied macht hier ein winziger Punkt aus, der anzeigt, dass ė in „sein“ eine Nuance
„geschlossener“ klingt.
Hanni Markel war mit vielen Anregungen und bei der aufwändigen Korrektur des Buches behilflich. Den Umschlag des Wörterbuches schmückt eine gelungene Aufnahme Brenndorfs, die Rudolf Girst 2004 von
der Hill gemacht hat.
Otto Gliebe, wurde am 10. November 1934 in Honigberg geboren, ist jedoch bei den Großeltern in Brenndorf aufgewachsen. Als Vorsitzender der „Dorfgemeinschaft der Brenndörfer“ (1976-2003) und seither
als Ehrenvorsitzender hat er das siebenbürgisch-sächsische Kulturerbe am Beispiel Brenndorfs in mehreren Publikationen dokumentiert. 1985 gab er das erste Burzenländer Adressenverzeichnis heraus.
2000 fertigte er zusammen mit Vorstandsmitglied Uta Martini einen neuen Friedhofsplan an, auf dem jedes Grab mit einer unverwechselbaren Nummer gekennzeichnet wurde. Dieser Friedhofsplan und die
Listen der in jedem Grab beigesetzten Toten wurden 2001 in einem Metallkasten auf dem Friedhof in Brenndorf eingebaut. Diesen hatte Vorstandsmitglied Hans Wagner anfertigen lassen und auf dem
Friedhof aufgestellt. Jeder Friedhofsbesucher kann nun nachsehen, wo seine lieben Verstorbenen beigesetzt sind.
Die Sammlung „200 Jahre Quellen zur Geschichte von Brenndorf, Band I-VIII: Die Consistorial- und Presbyterialprotokolle der evangelischen Gemeinde Brenndorf 1807-2006“ umfasst 1970 Seiten und ist
2009 auf CD-ROM erschienen. Die beiden ersten Bände hatte unser Archivar Hermann Schmidts erfasst, beim dritten Band hat Hugo Thiess mitgeholfen – das Gesamtwerk hat Otto Gliebe in minutiöser Arbeit
zusammengetragen.
Siegbert Bruss