Friedensbringer und Hoffnungsträger

Weihnachtsbotschaft 2014 von Pfarrer Helmut Kramer

 

„Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer“ (Sacharja 9,9)


Viele werden in diesem Jahr in besonderer Weise an die bewegten Tage um Weihnachten 1989 zurückdenken. Die Ereignisse, die in Siebenbürgen zur „Wende“ beigetragen haben, jähren sich zum 25. Mal. Bilder vom Heiligen Abend 89 steigen wieder auf – etwas Besonderes.
Die Ernüchterung damals blieb nicht aus. Viele haben „die Wende“ dann doch nicht als Wende erlebt, sondern waren nur traurig, dass jene Tage so viele Opfer gefordert hatten.
Wie eine kleine Wiedergutmachung auf manche davor und danach erlittene Schmach mögen manche die Wahl von Klaus Johannis zum Staatspräsidenten am 16. November 2014 empfinden. Fürwahr ein echt historischer Augenblick, rückt doch das Land unter einem ganz anderen Blickwinkel in die Öffentlichkeit. Die sachliche und warmherzige Ankündigung des neuen Präsidenten, das Land befrieden und versöhnen zu wollen, hat ein Format, das manchen westlichen Hochglanzpolitiker weit in den Schatten stellt. Und so wünschen wir ihm, dass er die Ziele, die er sich gesteckt hat, umsetzen und verwirklichen kann.
Gleichwohl hält wieder die Ernüchterung Einzug. Mehr als vielsagend titelte die westliche Presse bereits: „Klaus Johannis ist kein Heiland – nur ein Präsident. Er wird keine Wunder vollbringen können“ (Wolfgang Scheida, „Die Welt“ vom 17. November 2014). Doch das dürfte allen, die den Wahlkampf mitbekommen haben, durchaus schon vor Scheidas Feststellung klar gewesen sein. Ein Land zu regieren, liegt ja nicht nur in der Hand eines Einzelnen, sondern derer, die ihn laut Verfassung politisch mit zu begleiten haben. So gesehen steht Klaus Johannis nicht am Ende eines Weges, sondern erst am Anfang. Und Hoffnung sucht Verdeutlichung in der Wirklichkeit.
Es gibt eine interessante Parallele zu Zitaten aus dem Alten Testament. Bilder vom Friedensbringer und von Hoffnungsträgern wurden nicht nur in der Zeit des babylonischen Exils und danach auf bestimmte Personen übertragen, von denen man Hilfe erwartete. Gerade zu Weihnachten kommen immer wieder Texte aus dem Alten Testament zur Verlesung, die diese alte Hoffnung transportieren. Später entstand dann die „messianische“ Erwartung: Weil ein irdischer Herrscher die Erwartungen auch bei bester Führung nicht einlösen konnte, musste der himmlische Messias und Retter her; die alttestamentliche Gemeinde wartet bis heute auf ihn.
Aber die ersten christlichen Gemeinden im Neuen Testament gaben sich die Botschaft weiter: Mit Jesus ist der Messias und Retter bereits in unser Leben eingetreten. Gottes Sohn nimmt Menschengestalt an und begibt sich in die tiefsten Niederungen des Daseins. Aber er kann nur ankommen, wenn die Menschenkinder ihn ankommen lassen, wenn sie ihm Raum geben und sich mit dazu verwenden lassen, für Frieden und Eintracht und Geschwisterlichkeit einzustehen, wenn sie sich von der Botschaft der Liebe Gottes verwandeln lassen. So ist die Weihnachtsbotschaft in jedem Jahr auch ein Stück weit persönliche Zusage und persönliche Herausforderung: Freu dich, dein Heiland ist da. Und lass dich verwenden. Trag diese Botschaft weiter. Mach etwas aus der Zusage Gottes an dich: „So hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eigenen Sohn gab“ …
Ihnen allen wünsche ich weihnachtliche Begegnungen – in freudiger und hoffnungsvoller Erwartung, was in Ihrem Leben geschieht und in reger Anteilnahme an dem, was uns alle bewegt.
                                                                                                    Helmut Kramer