Brenndörfer Wörterbuch druckreif
Liebe Landsleute, liebe Leser,
nachdem ich die Geschichte der Presbyterialprotokolle 1807-2006 beendet hatte, suchte ich für die folgenden Wintermonate eine „stille Beschäftigung“. Jahrelang hatte ich schon Brenndörfer Wörter, die
sich von jenen anderer Burzenländer Dialekte sehr unterscheiden, gesammelt und notiert. Der echte Dialekt wird in Brenndorf nur noch von einer guten Handvoll von Landsleuten gesprochen und ist daher
von dem Erlöschen bedroht. Dieses war der Anstoß, die Hochzeitsbräuche aus Brenndorf auf eine DVD aufzunehmen, um somit die Aussprache dieses Dialektes für die Zukunft zu sichern. Die DVD „Af der
Häifzet brecht em vill“ (2011) wurde von den Siebenbürger Sachsen in Deutschland und Österreich sehr gut aufgenommen. Über 200 Stück wurden bestellt, die meisten von Brenndörfern, aber 80 Stück
auch von anderen Burzenländern und Altländern. Diese positive Resonanz war ein Ansporn für mich, auch ein Wörterbuch, das unseren Dialekt behandelt, in Angriff zu nehmen.
Wie aber soll der Brenndörfer Dialekt schriftlich festgehalten werden? Bei der Suche nach einer geeigneten Lautschrift erhielt ich nur allgemeine Antworten, die sich auf sächsische Übersetzungen
bezogen, darunter auch die: Die Wörter solle man so niederschreiben, wie man sie ausspricht. Diese Empfehlungen taugten mir aber nicht viel, denn ohne eine Lautschrift kann man keine authentische
Übersetzung machen. Es wurde mir auch empfohlen, die Lautschrift zu verwenden, welche die Sprachwissenschaftler des Siebenbürgisch-Sächsischen Wörterbuches benutzen. Die ist aber sehr kompliziert.
Dazu bräuchte man ein Studium und dafür wäre ich zu alt. Das heißt soviel: Entweder man überlebt das Studium nicht oder man überlebt das Studium, aber die langjährige Arbeit an dem Sammeln der Wörter
und deren Umschreibung in den Dialekt nicht. Also habe ich mich entschlossen, eine Lautschrift zu entwickeln, welche sich direkt auf unseren Dialekt bezieht und die man sich trotzdem leicht merken
kann.
Einige Beispiele von Brenndörfer Ausdrücken, die nicht mit jenen aus anderen Burzenländer Gemeinden übereinstimmen: dǝ Båtschǝn (Nüsse), dǝr/dǝ Uǝrzbika/Käih (Hirschkäfer/kuh),
dǝr Iǝrdmoǝ(Maiglöckchen), dǝr Rōtzkiǝwǝr (Maikäfer) usw.
Wie ihr sehen könnt, habe ich die Wörter im Sächsischen mit ein wenig veränderten Buchstaben geschrieben. Das ist eine Notwendigkeit, denn, so die Online-Enzyklopädie Wikipedia, „bei einer
Lautschrift handelt es sich um ein Schriftsystem, das den Zweck hat, die Aussprache von Lauten oder Wörtern möglichst exakt wiederzugeben, um hierdurch unabhängig von der Schriftsprache gelesen
werden können“. Lautschriften spielen auch beim Erlernen von Fremdsprachen eine wesentliche Rolle. Und das Lesen eines sächsischen Textes ist für uns Sachsen wie das Lesen einer Fremdsprache. Wir
haben das nie gelernt. Auch mir fällt es manchmal schwer, die Mundart-Texte der Rubrik „Sachsesch Wält“ in der Siebenbürgischen Zeitung zu lesen und einwandfrei zu verstehen.
Anhand der unterstrichenen Buchstaben der Sonderwörter möchte ich deren Bedeutung kurz erläutern. Das „a“ aus der deutschen Schriftsprache wird in der sächsischen Literatur immer als „å“
geschrieben, denn im Sächsischen gibt es noch ein helles „a“. Der Unterschied zwischen den beiden Lauten ist im Ausdruck „Kåtz ȯch Hand“ (Katze und Hund) gut hörbar. Das verkehrte
„ǝ“ kommt in unserem Dialekt so oft vor, dass es gar nicht wegzudenken ist. In allen Vor- und Nachsilben ist es vertreten und mitten in den Wörtern meistens in Form von den Diphtongs eǝ,
iǝ, oǝ, uǝ (siehe erwähnte Beispiele). Der übergesetzte Strich beim ō bedeutet ein gedehntes o. Diese Tipps wurden mir von Hanni Markel und Pfarrer Bernddieter Schobel, einem Enkel
unseres Brenndörfer Prediger-Lehrers Georg Schobel (152), empfohlen. Sie betreuen die Mundart-Rubrik „Sachsesch Wält“.
Außer diesen Änderungen gibt es noch je einen Punkt auf dem „ė“ und auf dem „ȯ“. Diese Buchstaben haben je zwei unterschiedliche Aussprachen, z.B. senɉ (sehen) und
sėnɉ (sein) bzw. Krȯzottǝr (Kreuzotter, zwei verschieden klingende „o“ in einem Wort). Der punktierte Buchstabe klingt eine Nuance heller und weicher als das normale „e“ bzw.
„o“.
Es gibt auch bei den Konsonanten einige kleine Änderungen. So wird das „ɉ“ nicht ausgesprochen, sondern nur andeutet. Das kann man gut erkennen wenn man zum Beispiel die beiden Wörter für
Wein „Wėnɉ“ und „Wėn“ miteinander vergleicht. In Brenndorf trinkt man „Wenɉ“, nicht „Wėn“. Und wir sagen richtig „Brȯnnɉdrǝf“. Wenn das „ɉ“,
fehlt: „Brȯnndrǝf“, wird unser Ortsnamen nicht korrekt ausgesprochen.
All diese Zeichen werden in unserem Brenndörfer Wörterbuch erklärt. Auf einem mobilen Lesezeichen, welches jedem Buch beiliegt, kann man das gleich beim Lesen vergleichen, ohne nachzublättern. Zudem
werden wir dem Wörterbuch eine CD mit vielen, beispielhaften Wörtern beilegen, damit diese auch gehört werden können.
Das Wörterbuch ist nun, nach einigen Jahren Sammeln und Arbeiten, fertig und sollte daher auch gedruckt werden. Eine Schätzung, wie viele Landsleute das Buch bestellen werden, ist gar nicht so
einfach. Aus diesem Grund wollen wir eine Umfrage starten, um so die Auflage in etwa ermitteln zu können.
Wenn ihr das Wörterbuch haben oder es an jemanden verschenken wollt, ruft mich bitte unter (09 81) 33 94 an. Da kann man noch so manches erfahren. Über den Preis haben wir noch keine genaue
Vorstellung, doch werden wir ihn so niedrig wie möglich halten. Ein eventueller Reingewinn geht an die Kirche in Brenndorf – als kleiner Beitrag für die anstehende Renovierung der Außenmauern und des
Kirchturms.
Euer Landsmann Otto Gliebe