Gott ist da und hilft uns
Gedanken zu Pfingsten von Pfarrer Helmut Kramer
Dem Pastor einer Gemeinde in Kenia fiel ein alter, ärmlich wirkender Mann auf, der jeden Mittag um 12 Uhr die Kirche betrat und sie schon nach kurzer Zeit wieder verließ. Eines Tages wartete der
Pastor auf den Mann und fragte ihn, was er denn in der Kirche tue. Der Alte antwortete: „Ich gehe hinein, um zu beten!” Auf die verwunderte Feststellung: „Aber du bist niemals lange genug in der
Kirche, um wirklich beten zu können!” erklärte der alte Mann: „Ich kann kein langes Gebet sprechen, aber ich komme jeden Tag um 12 Uhr vorbei und sage: Jesus, hier ist Jim! Dann warte ich eine
Minute, und er hört mich.“
Nach einiger Zeit kam der alte Jim mit einer Verletzung seines Beines ins Krankenhaus. Die Schwestern stellten fest, dass er auf alle anderen Patienten einen heilsamen Einfluss hatte. Die Nörgler
wurden zufrieden, die Ängstlichen gewannen neue Zuversicht, die Traurigen wurden fröhlich. Und es wurde viel gelacht in Jims Zimmer. „Jim“, sagte die Stationsschwester eines Tages zu ihm, „die
anderen Männer sagen, dass du diese Veränderung herbeigeführt hast. Du
bist immer glücklich!“ – „Ja, Schwester, ich kann nichts dafür, dass ich immer
so fröhlich bin. Das kommt durch meinen Besucher.” Die Schwester hatte bei Jim
noch nie Besuch gesehen, denn er hatte keine Verwandten und auch keine näheren
Freunde hier. „Dein Besucher?“ fragte sie, „wann kommt er denn?“ – „Jeden Tag
um 12 Uhr mittags“, antwortete Jim. „Er kommt herein, steht am Fußende meines Bettes und sagt: Jim, hier ist Jesus!“
Manchmal gibt es pfingstliche Erfahrungen in unserem Leben, die uns zeigen: Gott ist da, auch wenn ich nicht mit ihm rechne. Bevor ich merke, dass ich auf seine Hilfe
angewiesen bin, ist er mir schon nahe und bereit, Wege der Hilfe aufzuzeigen.
Für mich ist die Geschichte mit Jim (aufgezeichnet von Axel Kühner) so eine
Geschichte, die deutlich macht: Gott ist uns immer einen Schritt – den entscheidenden Schritt – voraus. Wir merken das oft nicht. Wir denken nicht jeden Tag daran. Oft fragen wir nur nach Gott, wenn
es uns schlecht geht oder wenn wir Hilfe brauchen.
Pfingsten will uns daran erinnern, dass wir uns an Gott erinnern dürfen: an seine Nähe,
an seine Hilfe, an das Gebet, das uns mit ihm in Verbindung bringt, uns stärkt
und uns bewusst macht: Gott sagt: „Fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche
nicht, denn ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich halte
dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.“ (Jesaja 41,10)
Ich wünsche Ihnen ein frohes und gesegnetes Pfingstfest.
Pfarrer Helmut Kramer