Reise zum Sachsentreffen in Kronstadt

Vor 800 Jahren wurde das Burzenland erstmals urkundlich erwähnt, als der ungarische König Andreas II. den Deutschen Orden nach Siebenbürgen berief. Dieses Jubiläum wurde daher neben dem Heimattag in Dinkelsbühl an Pfingsten auch während des 21. Sachsentreffens in Kronstadt gebührend gefeiert. Die Burzenländer Heimatortgemeinschaften nutzten dieses Fest, um Verantwortung für das gemeinsame siebenbürgisch-sächsische Kulturerbe und die ehemaligen Nachbarn zu zeigen. Zahlreiche Ortsvertreter, Musikanten und weitere Interessenten nahmen im Rahmen einer Busreise vom 14. – 23. September 2011 am Sachsentreffen, weiteren Veranstaltungen und an Dokumentationsfahrten durchs Burzenland und Repser Land teil. Die „Dorfgemeinschaft der Brenndörfer“ war durch unsere Schriftführerin vertreten, die im Folgenden berichtet.
Die Reisegruppe war im Erholungsheim der Landeskirche in Wolkendorf ausgezeichnet untergebracht. Wer nicht am offiziellen Reiseprogramm teilnehmen wollte, konnte dank der guten öffentlichen Busanbindung problemlos nach Kronstadt oder mit dem Taxi zu einem anderen Ort reisen. Der Reisebus stand der Gruppe für alle Programm-Fahrten zur Verfügung, wobei Ausgangspunkt jeweils Wolkendorf war.
Am Freitag fand eine Tagung des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde zum Thema „800 Jahre Deutscher Orden im Burzenland“ in der Redoute in Kronstadt statt. Parallel dazu kam ein Teil der Gruppe in den Genuss einer kleinen Stadtführung mit dem Historiker und Archivar Gernot Nussbächer.
Das 21. Sachsentreffen am Samstag, dem 17. September, begann mit einer Begrüßung der Vertreter der Heimatortsgemeinschaften als Ehrengäste im Sitz des Kronstädter Kreisforum. Von dort aus ging es mit dem Bürgermeister und weiteren Gästen zum Gottesdienst in die Schwarze Kirche.
Zahlreiche Besucher füllten die Kirche, so dass auch Stehplätze genutzt werden mussten. Bischof Reinhart Guib würdigte Kronstadt als „Wiege der Reformation“ und „Hauptstadt des Burzenlandes“, der Jugendbachchor Kronstadt unter der Leitung von Steffen Schlandt widmete seine Klänge dem 800. Jubiläum des Burzenlandes.
Nach dem Gottesdienst bildete sich im Kirchhof der Trachtenzug. Bei schönstem Sonnenschein führten Bistritzer und die aus Deutschland angereiste Vereinigte Burzenländer Blaskapelle den Zug, bestehend aus vielen Tanzgruppen aus ganz Siebenbürgen und zahlreichen Landsleuten aus dem In- und Ausland, in Richtung Marktplatz. Dabei trug jeweils ein HOG-Vertreter das Wappenschild seiner Ortschaft. Am Marktplatz marschierten die Tanzgruppen auf. Nach dem Glockenschlag des Rathausturms erklangen die Kanonensalven und die Turmbläser, gefolgt vom Siebenbürgenlied, in das alle Gäste einstimmten. Der Trachtenzug setzte sich anschließend zum Sportplatz der Sportschule fort, wo die Festzelte aufgestellt waren. Nach den offiziellen Grußworten boten das Jugendensemble „Canzonetta“, Tanzgruppen und Blaskapellen ein abwechslungsreiches Kulturprogramm. Umrahmt wurde der Platz von Ständen der Handarbeitskreise und der Verlage mit deutschsprachiger Buchproduktion usw. Eine parallele Festveranstaltung fand im Redoute-Saal statt, deren Höhepunkt die Präsentation der deutsch-rumänischen Gemeinschaftsbriefmarke „Kirchenburg Birthälm“ bildete.
Den Sonntagsgottesdienst feierten wir in der Kirchenburg Honigberg mit Darbietungen des Chors und der Burzenländer Blaskapelle. Danach wurden wir in den festlich geschmückten Gemeindesaal zu einem Mittagessen eingeladen, musikalisch umrahmt von einer Live-Band. Einen kurzen Abstecher konnte eine kleine Gruppe zu der Orgelbauwerkstatt machen, bevor es nach Weidenbach weiterging. In der Kirche bot das Canzonetta-Ensemble ein vielfältiges Konzert in mehreren Sprachen, anschließend spielte die Vereinigte Burzenländer Blaskapelle im Burghof. Beim Abendessen in einem nahegelegenen Lokal wurden wir mit einem Varieté-Programm überrascht.
Der Dialog mit den sächsischen Vertretern des Burzenlandes stand am Montag im Vordergrund. Am Vormittag lud uns Bezirkskirchenkurator Ortwin Hellmann zum Gespräch mit Bezirksdechant Christian Plajer und den Kuratoren der Gemeinden in das Altenheim Blumenau ein. Der Erfahrungsaustausch zwischen den HOGs und ihren jeweiligen Gemeinden, aber auch unter den Gemeinde(vertreter)n konnte dadurch ausgebaut werden.
Am Nachmittag wurde der Dialog beim Demokratischen Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt fortgeführt, wo wir von Wolfgang Wittstock und weiteren Vorstandsmitgliedern begrüßt wurden. Herr Wittstock dankte für die rege Teilnahme am Sachsentreffen und gewährte Einblick in den Wirkungskreis des Forums.
Als weitere Stationen standen am Dienstag die Törzburg und das Reservat Königstein auf dem Programm. Hermann Kurmes begleitete uns nach einem reichhaltigen Mittagessen in seiner „Villa Hermani“ in Măgura auf einer ausgedehnten Wanderung und lieferte dabei viele Informationen zu der Region. Zurück in der Pension konnte man den Ausblick auf den Königstein und Butschetsch genießen.
Am Mittwoch fuhren wir ins Repser Land und besichtigten das von der Peter Maffay Stiftung errichtete Erholungsheim für traumatisierte Kinder in Radeln. Peter Maffay ließ das Kinderheim nach Vorbild seines Projektes auf Mallorca bauen. Die geschmackvoll eingerichteten Räume sind bezugsfertig und bedürfen nur noch weniger Genehmigungen. Einzig die Wasserversorgung stellt im Augenblick noch ein Problem dar. Im benachbarten Deutsch-Weißkirch führte uns Caroline Fernolend durch die Kirchenburg und berichtete über den Einsatz des Mihai Eminescu Trusts in Siebenbürgen. Ein kurzer Blick konnte dabei von außen auch auf das Anwesen von Prinz Charles geworfen werden.
Der Donnerstag stand der Reisegruppe zur freien Verfügung und wurde größtenteils für eine Fahrt nach Kronstadt oder in das Heimatdorf genutzt.
Kronstadt legt einen besonderen Charme zutage. Umgehungsstraßen entlasten den Straßenverkehr. Die Mitte jedes Kreisverkehrs ist mit schönen Blumen bepflanzt und auch sonst wirkt die Stadt sehr gepflegt und lädt zum Flanieren ein. Die Fußgängerzone ist gespickt mit modernen Glasfassaden, die in jeder europäischen Stadt stehen könnten. Viele Buden bieten Baumstriezel an. Der historische Stadtkern präsentiert sich den Besuchern mit mehrsprachigen Schildern. Als alternatives Fortbewegungsmittel stellt der Fahrradverleih Fahrräder auf neuestem Stand zur Verfügung.
Auch Brenndorf ist mit den jüngst von Manfred Copony eingerichteten Gästezimmern im Pfarrhaus für Besucher gut eingerichtet. Der Aufenthaltsraum mit Küche und der gepflegte Hof laden zum Verweilen ein. Eine kleine Sammlung von Trachten und Fotos halten das Kulturgut in Erinnerung.
Dieses besondere Reiseangebot im Burzenländer Jubiläumsjahr habe ich gerne wahrgenommen, um unsere „Dorfgemeinschaft der Brenndörfer“ (HOG Brenndorf) zu vertreten. Nach langer Zeit war es eine wunderbare Gelegenheit, mal wieder in das Burzenland zu reisen, die meisten Nachbargemeinden zum ersten Mal zu sehen sowie Kronstadt und natürlich unseren Heimatort Brenndorf zu besuchen. Die Reise bot eine gute Möglichkeit, Erfahrungen mit anderen HOG-Vertretern auszutauschen und wichtige Erkenntnisse von den sächsischen Vertretern und Bewohnern vor Ort zu gewinnen.
zy