Gott lieben und wie die Sonne sein: Pfarrer Günther Auner predigt beim Treffen in Brackenheim
„Die Gott lieben, werden sein wie die Sonne, die aufgeht in ihrer Pracht!“ Buch der Richter 5, 31
Liebe Brenndörferinnen und Brenndörfer, liebe Gäste beim 15. Treffen der Heimatortsgemeinde Brenndorf!
An was für ein prächtiges Bild werden wir da erinnert: ein Sonnenaufgang! Einige von euch denken vielleicht an ein unvergessliches Erlebnis im Urlaub – andere eher an viele Sonnenaufgänge an Arbeitstagen, wo sie immer neu ein kostenloses Schauspiel erlebt haben, ein Geschenk am frühen Morgen schon.
In unserem Bibelwort ist dies Bild ein Vergleich für eine große Verheißung an Menschen, die Gott lieben! – Ist das für dich vorstellbar? Bist du gemeint?
„Du bist mein Sonnenschein!“ Kannst du dich daran erinnern? Hast du das einmal oder gar oft gehört? Nicht: Sie oder er – ist oder war mein Sonnenschein … Nein, so richtig Auge in Auge: „Du bist mein Sonnenschein!“ – von Mutter, Vater, Oma, von einer geliebten Person mit viel Wärme zugesprochen! Und dann ein glückliches Aufstrahlen und Anstrahlen – echt wie ein „Sonnenschein“! Dabei ist es ja nicht nur ein „Liebeswort“ für Kleinkinder, sondern auch für Verliebte, Freunde, die trösten können, Erwachsene, die einander viel Lebensglück verdanken…
Hast du das nie gehört – wie das klingt, was man da fühlt? Vielleicht warst du noch zu klein, um dich daran zu erinnern!? Wie das klingt, was man da fühlt – sollte jeder/jede doch kennen!
Aber ich glaube – falls es dir nie Menschen gesagt haben – Gott hat es bestimmt schon zu dir gesagt – so wie ich ihn kenne – einmal, sogar auch mehrere Male und wollte, dass du strahlst vor Freude und Dank – wie ein Sonnenschein!
In jedem Gottesdienst feiern wir ja, dass Gott uns so sehr liebt, dass er uns nicht nur die Worte: „Du bist mein Sonnenschein!“ hören ließ, sondern diese auch durch das Evangelium von Jesus Christus begründet und bestätigt hat. Jesu Leben, Leiden, Sterben und Auferstehen ist auch für uns zum Beweis der Liebe Gottes zu uns Sündern geworden! Das galt und gilt auch für dich! Bei der Taufe und Konfirmation, in vielen Gottesdiensten, Feiern und Beerdigungen ist dir Gottes Segen zugesprochen worden.
Gottes Sonne scheint über die Guten und die Bösen – solange diese Erde besteht. Und Gott schenkt jedem Menschenkind eine unveränderliche Liebe und viele Gaben und Chancen.
Uns allen hat er diese Liebe in der Taufe zugesagt und dazu auch noch die Hilfe Jesu Christi und des Heiligen Geistes mitgegeben. Mit der Heiligen Schrift können wir lernen: beten, denken, staunen, loben – gegen Zweifel und trotz Ungehorsam… Gottes Liebe und Kraft will immer wieder unserer Schwachheit aufhelfen – im Lernen ein Sonnenschein zu bleiben.
In der Nachfolge Jesu soll das anfangen und geschehen, was schon verheißen war: „Ihr seid das Licht der Welt!“
Das ist keine Verheißung für Hobbychristen, die gelegentlich, wenn’s passt, Gott lieben. Und sobald Gott mit seinen „armen Leuten“ im Streit dieser Welt zu verlieren scheint – wechseln sie die Front, bezweifeln sein Regiment, kritisieren, verurteilen, verspotten.
Solch falscher Schein wird bald verblassen! Aber leuchten werden die, die mit ganzer Hingabe und Treue Jesus nachfolgen: Das Bild vom langsamen, stillen Sonnenaufgang in seiner Pracht gilt für die, deren ganze Liebe und Leidenschaft es ist, Gottes Liebe anzunehmen und zu vertrauen in Freud und Leid, in Not und Tod – und darauf zu antworten in Dankbarkeit – mit dem Weitergeben dieser bedingungslosen Liebe! Und wie alles Lebendige wachsen auch wir.
So wie sich der Sonnenschein am Morgen mehr und mehr entfaltet und klarer und heller wird, so soll sich nach Gottes Willen auch das, was uns Jesus vorgelebt hat, in unserem Reden und Tun entfalten.
Es gibt auch die Mütter und Väter im Glauben, die uns voraus sind und deren Beispiel uns schult. Ihre Liebe leuchtet in ihrem Verhalten in eigenen herrlichen Farben und in ihrem Umfeld gehen Herzen auf, haben wir glückliche Stunden erlebt.
Solche Sonnenstrahlen, die wärmen und erleuchten, sind nicht nur enge Familienangehörige, sondern oft auch Nächste in der Nachbarschaft, im Kindergarten, in der Schule, im Beruf, bei Freizeiterlebnissen oder zufälligen Begegnungen, in kirchlichen Gruppen.
Wie erstaunt sind wir, wenn wir spüren, dass uns jemand richtig versteht und etwas Wertvolles mitgibt fürs Leben. Und wie das Sonnenlicht zeigen sie auch Grenzen an und verdrängen das Dunkel. So weit möglich, muss dann Böses dem Licht weichen.
Mütter und Väter im Glauben haben ja von Gott und Jesus gelernt, sind gereift.
„Gott ist mir Sonne und Schild“ Ps.84,12
„Gott hat uns einen hellen Schein ins Herz gegeben.“ 2.Kor.4
„Nur als Reben am Weinstock Jesus können wir Frucht bringen.“ Joh.15
„Jesus leuchtet auch in dunkler Nacht … Nun ruhen alle Wälder“ 477,2:
„Wo bist du Sonne blieben? Die Nacht hat dich vertrieben… Fahr hin, ein andre Sonne, mein Jesus, meine Wonne, gar hell in meinem Herzen scheint! Die Gott lieben, werden sein wie die Sonne, die aufgeht in ihrer Pracht!“– ist der Schlussvers im Siegeslied der Richterin Debora und des Kriegers Barak! Mit Gottes Hilfe hatten sie über das Heer und den Feldhauptmann des Königs von Kanaan gesiegt… Sie waren strahlende Sieger! Ja, Gott rettet vor Feinden und hilft siegen – aber nicht immer …
Unser Glaube ist in dauernder Spannung zwischen Gottes Rettung seines Volkes, seiner Treue und Barmherzigkeit – und der Preisgabe und dem Gericht, Leiden und Tod.
Zwischen unserer Anbetung, Gehorsam nach Geboten, Gerechtigkeit, Auserwählt-Sein – und dann wieder Götzendienst, Ungehorsam, in Sünde fallen.
Aber Umkehr und Demut vor Gott macht Schwache stark, rettet sie! Und der Glaube sieht über den Horizont der Zeit – die offene Tür vom himmlischen Vaterhaus: Da wird sein Licht, Freude und Lobgesang, alle Schmerzen, Tränen und Leid werden vergessen sein – es gibt eine Zukunft im Sonnenschein!
Schon die Vorfreude ist groß: In vielen Glaubensliedern wird diese Zukunft besungen und der Vorfreude darauf in Texten und Melodien wunderbar Ausdruck verliehen. Wie schon vor Sonnenaufgang die Loblieder der Vögel erklingen und sich auf die neue Tageszeit freuen.
Christen können durch ihren Glauben noch im größten Elend und in der schmerzlichsten Ohnmacht und Niederlage über den Horizont hinaussehen und bekommen Lichtstrahlen in ihrem Dunkel! Jesus hat nicht nur versprochen, mit seinem Geist nahe zu bleiben und uns zu trösten, sondern auch dass er als Erlöser und Befreier erscheinen und sein herrliches Friedensreich aufrichten wird. Daher erleben Christen nicht nur Hoffnung, sondern sogar „Freude in allem Leide“, weil sie die Morgenröte einer glücklichen Zukunft voraussehen können. Trotz allem, was noch belastet…
„Die Gott lieben, werden sein wie die Sonne, die aufgeht in ihrer Pracht!“
Weil Gott zu dir unvergesslich gesagt hat: „Du bist mein Sonnenschein!“ – gehörst du auch zu denen, die Gott lieben und Gottes Liebe ausstrahlen können und einst noch schöner strahlen werden! Gottes Segen sei mit dir!
Gutes Gelingen wünscht euch
Pfarrer i.R. Günther Auner