Ein Gruß zum Pfingstfest 2025
„Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.“ (Johannes 14,27)
Ich weiß nicht, wie es gerade um Ihr Herz bestellt ist. Ob es erschrocken und ängstlich ist – angesichts privater und gesellschaftlicher Umstände? Angesichts der neuen Bedrohungen in unserer Welt?
Die jedenfalls scheint aus den Fugen zu geraten. Was früher noch als selbstverständlich galt, wird heute in Frage gestellt. Die alten Werte einer Weltordnung und die langjährigen Bemühungen um Frieden werden mit Füßen getreten. Plötzlich baut sich eine Drohkulisse auf, die es ideologisch ähnlich schon mal vor 90 Jahren gegeben hat, als einer die Parole lancierte: „Es gibt nur ein Recht in der Welt, und dieses Recht liegt in der eigenen Stärke.“
Wer sich so zum Maß aller Dinge macht, bricht mit allen Regeln der Menschlichkeit. Mir geht jedenfalls etwas von der Ahnung auf, welche Dimension jenes Wort hat, das als Spruch über dem Pfingstfest steht: „Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der HERR.“ (Sach. 4,6b)
Ein neues Denken muss her, eine neue Grundhaltung; eine Einstellung, die wieder zurückfindet zu dem Grundsatz: nur gegenseitige Achtung und Respekt bewahren uns vor einer Katastrophe, die hausgemacht ist, weil der Mensch sich selbst zerstört. Ich kann das neue Denken, die neue Grundhaltung einfordern, aber ich kann sie nicht selber schaffen. Ich brauche jemanden, der mir hilft. Ich brauche den Geist Gottes, der mir als letzte Instanz den Hinweis gibt: Gott ist noch da. Und der mich daran erinnert: Gott lässt sich das Heft nicht aus der Hand nehmen.
Zwischen den beiden Polen: „Irret euch nicht! Gott lässt sich nicht spotten! Was der Mensch sät, das wird er ernten“ (Gal. 6,7) und: „Ich will Euch trösten, wie einen eine Mutter tröstet“ (Jes 66,13) gibt es eine ganze Bandbreite von Verhaltensmustern Gottes, durch die er zeigt: Ihm liegt daran, die Welt nicht aufzugeben. Ihm liegt daran, ernstgenommen zu werden. Deswegen dürfen wir seinem Geist durchaus zumuten, auch dort zu wirken, wo er zunächst nicht vermutet wird: an den Konferenztischen, wo man sich um Frieden und politischen Weitblick bemüht.
Gott hat uns seinen Geist geschenkt. „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“ (2. Tim. 1,7)
So darf ich Jesu Wort getrost ernstnehmen: „Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch… Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.“
Ich wünsche Ihnen ein frohes und gesegnetes Pfingstfest.
Pfarrer Helmut Kramer