Weihnachtsbotschaft: Gott gewinnt unsere Herzen von innen

„Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell.“ (Jes. 9,1)

Alle Jahre wieder … gibt es unsere Sehnsucht, Weihnachten möge etwas Besonderes sein: ein besonderer Urlaub, ein besonderes Highlight, eine besondere Begegnung mit der Familie.

Alle Jahre wieder … kollidieren unsere Sehnsüchte und Wünsche mit unserer Alltagserfahrung: Unfriede auf Erden, persönliche Zukunftsängste, zerstrittene Beziehungen – passt das zusammen mit der weihnachtlichen Botschaft: „Siehe, ich verkündige Euch große Freude“?

Alle Jahre wieder: die Botschaft von dem auf einem Esel einziehenden Jesus im Advent; die Botschaft von der Geburt eines Kindes in ärmlichsten Verhältnissen; die Erkenntnis bei allen, die etwas ganz Besonderes erwartet haben: und es ist alles so wie immer. Irgendwann ist der Spuk des Feierns oder des Tuns, als ob man feiern würde, wieder vorbei; irgendwann bist du wieder auf dem Boden der Tatsachen und die Welt dreht sich weiter. Krieg, Unfriede, Ängste, Katastrophen, Verzweiflung – es ist alles wie immer.

Alle Jahre wieder … Und doch: Die Botschaft von Weihnachten will uns aus unserem Alltagstrott herausholen. Und einladen: Denk noch mal nach. Halt einmal ein. Erinnere dich, ob die Besinnung auf die alte Botschaft bei dir nicht doch mehr erreichen will als nur die nüchterne Feststellung: „alles beim Alten“. 

Deswegen auch in diesem Jahr: Hör noch mal hin. Gott kommt. Mitten hinein in unsere Welt, in unseren Alltag. Und wir wollen bereit sein, die Türen und Herzen zu öffnen.

Deswegen auch in diesem Jahr: Gott bleibt nicht der große Herrscher, den viele Menschen im Himmel vermuten. Er begibt sich hinein in unsere Welt – als Sanftmütiger. Gott will Menschen nicht von außen mit Macht und Gewalt bezwingen, sondern ihre Herzen von innen gewinnen. Er will erreichen, dass Menschen sich selbst und die Welt im Lichte Gottes neu sehen.

Deswegen auch in diesem Jahr: Licht scheint in der Finsternis. Licht bringt Klarheit und gibt Konturen frei. Licht fällt in die Finsternis. Auch in meine Finsternis. Das tut gut. Es muntert auf. Es macht Hoffnung. Gerade wenn ich erlebe, wie Dunkelheiten nach mir greifen. Persönliche Sorgen, Sorgen um unsere Welt. Sorgen um Gesundheit und nahe Menschen. Sorgen um Sicherheit und Frieden. Sorgen um die Lebensmöglichkeiten auf unserem Planeten. Das Dunkle hat es leicht, mich und mein Inneres zu besetzen. Das Dunkle hat es leicht, sich meines Herzens zu bemächtigen. Aber Licht ist stärker. Meinem Herzen tut Licht gut. Da muntert es auf. Es macht Hoffnung, wenn Licht dort hineinfällt.

Alle Jahre wieder … das Licht ist da. Es umfängt uns wie eine Umarmung, die schützt und birgt. Der Urgrund dieses Lichtes ist die Geburt jenes unscheinbaren Kindes in der allergrößten Armut – so und nicht anders ist und bleibt Gott an unserer Seite …

Pfarrer Helmut Kramer