Eine tragende Säule der Gemeinschaft: Interview mit Manfred Copony zum 60. Geburtstag
Am 22. Februar 1963 in Brenndorf geboren, besuchte Manfred Copony die Allgemeinschule in seinem Heimatort und von 1977 bis 1981 das Lyzeum für Wirtschaftswesen und Verwaltung in Kronstadt. Neun Jahre lang war er in der Tourismusbranche im Kronstädter Aro-Palace-Komplex tätig, bevor er 1990 nach Deutschland auswanderte. Er engagiert sich nicht nur als Vorstandsmitglied der „Dorfgemeinschaft der Brenndörfer“, sondern seit seiner Rückkehr im Jahr 2002 auch als tragende Säule der Sachsen in Brenndorf. Im Interview mit Siegbert Bruss hält Manfred Copony einen Rückblick und Ausblick auf seine vielseitigen Tätigkeiten.
Was hat dich in jungen Jahren in Brenndorf geprägt, welches sind die Wurzeln deines späteren Einsatzes für die siebenbürgisch-sächsische Gemeinschaft?
Meine Kindheit und Jugend in Brenndorf konnte ich in vollen Zügen genießen. Die Kindergarten- und Schul-aktivitäten im kulturellen und sportlichen Bereich habe ich im Laufe der Jahre nie vergessen. In der Jugendzeit habe ich Spaß gehabt, bei einem Theaterstück mitzumachen und einmal die Ansage bei einem Kulturnachmit-tag in Brenndorf zu übernehmen. Es war erfreulich, den Zusammenhalt der sächsischen Gemeinschaft (Nachbarschaften) vor Ort, sowohl bei freudigen wie auch bei traurigen Ereignissen, miterleben zu können.
Was hat dich dazu bewogen, im Jahr 1990 nach Deutschland auszuwandern?
Nachdem ich im August 1990 den Aufnahmebescheid für die Bundesrepublik Deutschland, die sogenannte RU-Nummer, erhalten habe, bin ich ausgewandert und habe, wie die meisten Brenndörfer, nach der Wende diese Chance genutzt, die jahrelange vermisste Freiheit zu erkunden.
Von 1997 bis 2002 hast du Sozialpädagogik an der Fachhochschule Würzburg studiert und dabei ein Praktikum in einem Behindertenheim bei Wolkendorf gemacht. Welche Rolle spielen heute dein sozialer Einsatz und die Arbeit mit Jugendlichen?
Nachdem ich die Umschulung zum Bürokaufmann im Jahre 1997 vollendet hatte, tauchte bei mir der Wunsch auf, mich weiterzuentwickeln. Von Herbst 1997 bis März 2002 besuchte ich die Fachhochschule in Würzburg im Bereich Soziale Arbeit. Nach meinem einjährigen Praktikum 1999 in einer Betreuungsanstalt für Behinderte in der Mina 1 Mai (Wolkendorf) entschied ich mich, während des Hauptstudiums den Bereich Hilfen zu Erziehung zu belegen. Geprägt von diesen Erfahrungen, konnte ich dann in meiner weiteren Laufbahn auf diese Kenntnisse bei verschiedenen Aktivitäten zurückgreifen.
2002 bist du nach Siebenbürgen zurückgekehrt. Welches war deine Motivation, und hat sich diese mutige Entscheidung als richtig erwiesen?
Im April 2002 bin ich wieder nach Siebenbürgen zurückgekehrt. Der Wunsch zur Rückkehr hatte sich schon Jahre davor bei mir eingenistet, aber da ich erst nach meinem Studium die richtige Motivation gefunden hatte, kam danach der Neustart in Rumänien. Die Erfahrungen im Laufe der 21 Jahren seit meiner Rückkehr haben mir bewiesen, dass es die richtige Entscheidung war.
In Brenndorf hast du dich vielseitig engagiert: das Pfarrhaus mit vier Gästezimmern entwickelte sich zu einem zentralen Begegnungsort für Sachsen von hüben und drüben, du hast als Kurator gewirkt, du hast bei der Friedhofspflege Hand angelegt und sie bis 2021 auch koordiniert. Wie hat sich das sächsische Leben in Brenndorf in den letzten 20 Jahren entwickelt?
Nach einem mehrjährigen Aufenthalt in Neustadt bin ich 2007 in Brenndorf gelandet, wo ich das ehemalige Pfarrhaus mieten und vier Gästezimmer einrichten konnte. Für mich war es immer ein Muss, dass Menschen mich umgeben. Mich in den kirchlichen Gremien in Brenndorf zu betätigen, fand ich als selbstverständlich, obwohl diese Arbeit manchmal sehr viel Kraft gekostet hat. Erfreulich war es, die Kirchenrenovierung in Brenndorf vorantreiben zu können. Die Unterstützung der lokalen Kirchengemeindeglieder und Pfarrer Peter Klein, die Hilfe seitens der „Dorfgemeinschaft der Brenndörfer“ (HOG Brenndorf) aus dem Ausland sowie die Zusammenarbeit mit dem Bezirkskonsistorium Kronstadt waren die Garanten für das Gelingen der langjährigen Renovierungsarbeiten. Erfreulich waren die Feiern nach den verschiedenen Etappen der Renovierungsarbeiten, gekrönt von dem größeren Treffen 2016, wobei ich auch die Busreisenden aus Deutschland begleiten konnte.
Mehrere Jahre konnte ich auch die Arbeiten am Friedhof betreuen. Eine Arbeit, die am Anfang noch mit viel Elan in Angriff genommen wurde, entwickelte sich zu einer Beschäftigung, die immer mehr an meinen Kräften zehrte, da man sehr oft für die aufwendige Arbeit viel Kritik einstecken musste. Im Jahre 2021 verzichtete ich dann auf die Friedhofsarbeiten.
Seit 2003 arbeitest du als Bezirksanwalt des evangelischen Kirchenbezirks Kronstadt. Wie ist es um das kirchliche Leben der Siebenbürger Sachsen im Bezirk bestellt?
Im Jahre 2003 konnte ich dank der Unterstützung durch den damaligen Bezirksdechanten Klaus Daniel (er hatte mir auch zur Praktikumsstelle während meines Studiums verholfen) eine Stellung in der Kanzlei des Bezirkskonsistoriums in Kronstadt übernehmen, wo ich nun schon seit fast 20 Jahren arbeite. Manchmal wird man dabei ein bisschen traurig, wenn man sieht, wie die Anzahl der Mitglieder unserer evangelischen Landeskirche schrumpft und die Aufgaben leider nicht weniger werden.
Seit 2018 leitest du das Ortsforum Brenndorf, das auf deine Initiative gegründet wurde. Welches sind die Ziele und wichtigsten Aktivitäten des Ortsforums?
Im Jahre 2018 konnte ich die Gründung des Demokratischen Ortsforums der Deutschen in Brenndorf in die Wege leiten, um auch Nichtevangelische für die Belange der deutschen Minderheit in Rumänien zu motivieren. Jährlich planen wir mehrere eigene Aktivitäten (Herbstfest, Martinstag) und unterstützen die Aktivitäten der Kirche und des Bürgermeisteramtes. Das Ortsforum bietet nach den Konzerten in unserer Kirche immer verschiedene Kuchen, Säfte und Kaffee an. Beim Blumenfest des Bürgermeisteramtes in Brenndorf macht das Forum auf die Traditionen der Siebenbürger Sachsen aufmerksam, sei es durch die Beteiligung am Trachtenaufmarsch oder durch das Anbieten von bekanntem sächsischem Gebäck auf der Festwiese. In diesem Jahr soll nun die alte Tradition des Maiblasens in Brenndorf mit Hilfe der Jugendblaskapelle des Ortsforums Kronstadt wieder Fuß fassen.
Seit Mai 2022 bist du Vorstandsmitglied im Demokratischen Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt. Welche Aufgaben nimmst du dabei wahr, was leistet das Kreisforum für die siebenbürgisch-sächsische Gemeinschaft?
Da zu den verschiedenen Aktivitäten des Ortsforums Brenndorf auch Gäste aus der Umgebung rund um Kronstadt anreisen und unsere Feste Anklang finden, wurde ich bei den Wahlen des Kreisforums letztes Jahr in den Vorstand gewählt. Durch meine Stimme im Vorstand des Kreisforums kann ich nun verschiedene Aktivitäten vorantreiben. Für mich war es eine Freude, nach den Pandemiejahren am 11. Februar 2023 wieder den Burzenländer Fasching in Neustadt organisieren zu können, ein Fest, welches für die Burzenländer von nah und fern gedacht ist. Die Aufgaben des Kreisforums sind vielseitig: der Schulunterricht in deutscher Sprache wird gefördert, man kann politisch aktiv werden, Kulturveranstaltungen in deutscher Sprache fördern, die Herausgabe von Büchern in deutscher Sprache unterstützen und vieles mehr, was die siebenbürgisch-sächsische Gemeinschaft begünstigt.
Welches sind deine Zukunftspläne: Wirst du dich auch künftig für Brenndorf und die siebenbürgisch-sächsische Gemeinschaft einsetzen?
Leider entwickelt sich Brenndorf in den letzten Jahren, meines Erachtens, nicht in eine positive Richtung. Es wird viel zu viel gebaut, ohne gewisse Baurichtlinien einzuhalten, und die Häuser sind auf einer viel zu großen Fläche verteilt. Die Neubewohner dieser Häuser trifft man viel zu selten im Ortskern, da sie meistens in der Stadt arbeiten, die Kinder in die Stadt zur Schule fahren und ihre Einkäufe zum größten Teil ebenfalls in der Stadt erledigen. Dadurch bringen sie sich kaum oder nur in sehr geringem Maße in das Gemeinschaftsleben ein. Die wenigen Aktivitäten, bei denen man Neusiedler antrifft, sind das Blumenfest und die Konzerte in der Kirche. Es wird für die Zukunft eine große Herausforderung sein, diese Leute zu motivieren, sich für das Gemeinschaftsleben in Brenndorf oder sogar für siebenbürgisch-sächsische Traditionen zu begeistern. Wie in den letzten Jahren werde ich auch in Zukunft mit den bekannten Aktivitäten beim Ortsforum Brenndorf weitermachen. Auf Kreisebene werde ich meine Kräfte größtenteils für den Erhalt der siebenbürgisch-sächsischen Traditionen einsetzen.
Herzlichen Glückwunsch zu deinem 60. Geburtstag und weiterhin Gesundheit, viel Glück und Erfolg in allen deinen Unternehmungen!