Gruß zum Pfingstfest 2023
In einer vierten Klasse wird ein Schulgottesdienst vorbereitet. Dazu wird eine Windmühle benötigt. Ein Opa, ein gelernter Tischler, hat sie aus Holz hergestellt. Schön groß ist sie geworden mit sich drehenden Flügeln. Das Thema des Schulgottesdienstes ist Pfingsten – und mit der Windmühle kann man wunderbar das Wirken des Heiligen Geistes verdeutlichen.
Nicht weit von da, wo ich zurzeit wohne, wird eine Windenergieanlage gebaut. Das eine Windrad hat seinen Betrieb aufgenommen – ausgerechnet in jenen Tagen, als bundesweit der Betrieb der Atomkraftwerke (AKWs) eingestellt wurde. Tausende solcher Windräder werden benötigt, um den Wegfall der AKWs zu kompensieren. Aber das Windrad ist gut geeignet, das Wirken des Heiligen Geistes zu verdeutlichen.
Pfingsten feiern wir den Geburtstag der der Kirche. In der Apostelgeschichte wird erzählt, wie es mit der Kirche anfing: Die Leute waren zusammen, die erlebt hatten, dass Jesus, obwohl er auf so schreckliche Weise gestorben war, doch bei ihnen und lebendig war. Noch wussten sie nicht, wie es weitergehen sollte, sie waren mutlos, verzweifelt und hatten Angst. Und dann geschah es plötzlich, dass Gott mit seiner Kraft wirkte. Es war wie „ein Brausen vom Himmel“, berichtet die Apostelgeschichte, „wie das Brausen eines gewaltigen Windes“. Sie waren begeistert, sie waren ganz aus dem Häuschen, sie mussten es unbedingt allen anderen weitersagen, wie das mit Jesus gewesen war. Sie waren Feuer und Flamme, ihre Herzen brannten. Sie waren bewegt von Gottes gutem Geist.
Diese Freude, diese Begeisterung ist nichts, was man anfassen kann, aber man kann sie spüren. Es braucht einen kräftigen Wind, damit sich die Flügel der Windmühle oder des Windrades in Gang setzen und drehen. Wie ein Wirbelwind, „wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt“ kam es über die Jünger; er pustete sie durch und trieb sie an, sich zu bewegen, loszugehen und von Jesus zu erzählen. Sie sagten seine Botschaft weiter, sie verkündeten den auferstandenen Christus, sie wurden zu Missionaren und begründeten die Kirche als Gemeinschaft der Glaubenden.
Der Heilige Geist, der be-geist-ert, der Menschen in Bewegung setzt – finden wir ihn bei uns heute auch noch? Oder ist er nur noch eine Art Hausgespenst der Kirchen? Ist die Be-geist-erung aus unseren Kirchen ausgewandert, weil wir nur noch am Planen, Organisieren und Verwalten sind oder auf der Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten?
Es gibt Gelegenheiten, da ist er zu spüren, der froh stimmende, Kraft spendende Geist Gottes: bei vielen Gottesdiensten, besonderen Feiern, vielleicht bei einem Himmelfahrtsgottesdienst im Freien; vielleicht in einer wunderbaren Begegnung am Pfingstfest mit Menschen, die ich länger nicht gesehen habe; vielleicht auch hin und wieder bei einem neuen Aufbruchsversuch – jenseits festgefahrener Strukturen hinter kirchlichen Mauern…
Ich wünsche uns, dass sich dieser Geist Gottes immer wieder neu unter uns bemerkbar macht und uns bewegt. In diesem Sinne: ein frohes und ein gesegnetes Pfingstfest.
Pfarrer Helmut Kramer