Ein Gruß zum Pfingstfest 2021
Sprache ist schön. Es ist einfach faszinierend und macht auch Spaß, andere Sprachen kennenzulernen und zu vergleichen. Sprache verbindet Menschen einer bestimmten Gruppe miteinander, schafft Zusammengehörigkeitsgefühl und vermittelt Heimat. Und in ihrer Vielfalt macht sie deutlich: Wir leben alle in einer Welt und wir teilen die gleichen Hoffnungen, das gleiche Schicksal, die gleiche Zukunft.
Sprache kann aber auch ausgrenzen. Über die Sprache wird auf Anhieb deutlich, wer dazu gehört und wer nicht. Wir fühlen uns fremd und ausgeschlossen, wenn wir die Sprache in unserem Umfeld nicht verstehen. Selbst im allernächsten Umfeld, wo alle unseren Dialekt oder alle eben „Deutsch“ sprechen, haben wir doch manchmal das Gefühl, nicht wirklich dazu zu gehören: der Akzent und, oder das Lokalkolorit.
Sprache ist das Kommunikationsmedium, ohne das wir heute nicht mehr leben können; und doch macht gerade Sprache deutlich, wie oft wir aneinander vorbeireden. Ob im alltäglichen Einerlei oder in der großen Politik; ob in verbalen Ergüssen oder in polemischen Tiraden – Sprache ist in Gefahr, zu verrohen. Menschen sind zerstritten, verstehen sich nicht mehr; und gerade in unseren Tagen, da wir alle dünnhäutig geworden sind, ist die Gefahr groß, dass wir mit der Sprache als Verständigungsmittel an unsere Grenzen geraten.
Wir wären nicht die Ersten, die diese Erfahrung machen. Im Alten Testament gibt es eine Geschichte, in der sich eine Grundbefindlichkeit der Menschheit niederschlägt: Die Menschen fingen an, sich auf das, was sie konnten, etwas einzubilden. Der erste Schritt war getan zu: „Immer höher, immer weiter“ – und irgendwann hieß es: „Wir wollen uns einen Namen machen“. Oder: „Wir wollen sein wie Gott“. Hochmut kommt vor dem Fall. Sehr bald merkten sie, dass sie einander nicht mehr verstanden, aneinander vorbeiredeten und aneinander vorbeihandelten. Und Gott sah dem Treiben ein Weilchen zu und dann verwirrte er ihre Sprache und sie fingen an zu merken: „Wie Gott werden wir nie sein können.“
So wären wir auch nicht die Ersten, die die Erfahrung machen: „Bäume wachsen nicht in den Himmel.“ Vielleicht haben wir die Tragweite der Pandemie, in der wir gerade stecken, noch gar nicht erfasst: Könnte es nicht sein, dass wir wieder lernen sollten, aufeinander zuzugehen, aufeinander Rücksicht zu nehmen und füreinander einzustehen? Wir wissen schon seit Jahrzehnten, dass wir unsere Welt ausbeuten und zugrunde richten und dass die reichen Staaten mit auf Kosten der Armen immer reicher werden und immer mehr haben. Schade, dass es einer Pandemie bedurfte, damit die Menschen zur Erkenntnis kommen: So wie bis jetzt geht es eigentlich nicht weiter. Oder sind wir immer noch viel zu weit weg von dieser Einsicht? Einmal mehr würde uns aufgehen, wie sehr wir heute darauf angewiesen sind, mit einer Sprache zu sprechen.
Pfingsten ist das Fest, das uns an Gottes Gnade erinnert und an seinen Willen, uns in einer Sprache und in einem Geist zu vereinen. Wir müssen so realistisch sein, zu sagen: Auch an diesem Pfingstfest wird sich an unserem Zustand und in der Welt nicht viel verändern. Und doch dürfen wir auch so zuversichtlich sein zu hoffen: Gott bleibt seiner Welt dennoch in Gnaden zugewandt. In diesem Sinne: ein frohes und gesegnetes Pfingstfest!