Der Radiosender Brenndorf

Der erste Sendemast in Brenndorf wird aufgestellt.

Der Radiosender Brenndorf hat seinen regelmäßigen Sendebetrieb vor 85 Jahren, am 1. Januar 1936, bei der Zuckerfabrik aufgenommen. Seine Geschichte  hat der Brenndörfer Lehrer Attila Lazăr in dem Artikel „Staţia de radioBod“ präsentiert. Der Radiosender in Brenndorf stellte einen technologischen Fortschritt für Rumänien in der Zwischenkriegszeit dar. Die Geräte wurden ab 1932 in Betrieb genommen. Der Autor geht auf die Situation der Arbeiter und Ingenieure ein, die in den Gebäuden innerhalb des Radiosenders tätig waren. Der Artikel ist in dem Buch „Acta TerraeFagarensiensis V“, herausgegeben vom Museum des Fogarascher Landes „Valer Literat“, 2016, Editura ALTIP, S. 467-474, erschienen. Dietlinde Rhein hat den Text aus dem Rumänischen ins Deutsche übersetzt.

 

Zusammenfassung: Darstellung der Rolle des Radiosenders Brenndorf während des Zweiten Weltkriegs. Brenndörfer Radiosender als Mittel zur Desinformation und Störung westlicher Radiosender unter dem Kommunismus. Modernisierung und Einfluss des digitalen technologischen Fortschritts.

Ohne bereits „Geschichte“ geworden zu sein, über die Radiostation in Brenndorf kann man durchaus sagen, dass sie Geschichte geschrieben hat. Nach 80 Jahren ununterbrochenem Betrieb, ist die Brenndörfer Radiostation zurzeit die einzige im Land, die auf Langwelle sendet. Vom alten Radiosender blieb nur das Gebäude stehen, welches geringfügig renoviert wurde, während die gesamte Ausrüstung im Laufe der Zeit nachgerüstet wurde.

Zunächst war beschlossen worden, die Station auf einem Grundstück in der Nähe von Marienburg zu errichten. Letztendlich weigerten sich die Eigentümer jedoch, das Land zu verkaufen.

Aufgrund des sumpfigen Geländes wurde in Brenndorf der Komplex auf 15 Meter langen imprägnierten Eichenpfeilern errichtet. Diese Arbeit (Projekt) wurde von der Anonymen Rumänischen Rundfunkgesellschaft finanziert. Später steuerte auch das Königshaus, Besitzerin der Radiostation, Mittel bei. Die Radiostation wurde im Jahre 1935 in Betrieb genommen und der Sender am 1. Januar 1936. Zu dieser Stunde war dieser Radiosender der kräftigste in Rumänien und im Osten Europas. Damals befanden sich die Radiostudios in Brenndorf, danach wurden sie in die Hauptstadt verlegt.

Der Radiosender aus Brenndorf steht für die Geschichte des rumänischen Radios und darüber hinaus für die Geschichte der Radiowellen in der Welt, weil Guglielmo Marconi selbst, der Vater des Radios, zu seiner Verwirklichung beitrug. Dieser reiste extra aus London nach Kronstadt an, um die Installation des von ihm erfundenen Senders mitzuerleben. 1934 betrug die vorhandene Leistung nur 20 kW, nach dem 1. Januar 1936 wurde die Leistung auf 150 kW erhöht; gesendet wurde auf einer Wellenlänge von 1.875 m. Die Generatoren des Senders wurden mit Heizöl, dann Diesel und schließlich mit Methangas betrieben.

Das Hauptgebäude, in dem sich der Sender selbst befand, wurde vom Architekten Trifu entworfen, während die Nebengebäude – das Ingenieurhaus, der Arbeiterblock und die Garagen – vom Architekten G.M. Cantacuzino konzipiert wurden.

Zu dieser Zeit waren ungefähr 35 Angestellte für den ordnungsgemäßen Betrieb des Radiosenders beschäftigt, die zusammen mit ihren Familien innerhalb der Radiostation lebten.

Außer dem Raum für die elektrischen Generatoren und dem Raum des Senders, in dem sich die Schränke mit den eigentlichen Stromkreisen befanden, verfügte die Radiostation in Brenndorf über eine Schmiede zur Anpassung der Teile im Bedarfsfall und eine Wasseraufbereitungsanlage, sowohl für Trinkwasser als auch zur Kühlung der Mechanik. Ebenfalls hier befand sich das ursprüngliche Radiostudio.

1937 wurden spezielle Telefonkabel zwischen den Studios in Bukarest und dem Radiosender Brenndorf gelegt. Durch diese wurden wichtige Mitteilungen für das Land empfangen und übermittelt. Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde in allen Radiosendungen die Zensur eingeführt. Der Generaldirektor des Radios war jederzeit bereit, die Sendung zu unterbrechen, falls derjenige, der ins Mikrofon sprach, zu viel „störte“.

1940, bei der erzwungenen Übergabe von Siebenbürgen, sendete der Radiosender Brenndorf die Erklärung des unter Tränen sprechenden Außenministers Mihail Manoilescu und anschließend eine Aufzeichnung der Glocken der siebenbürgischen Kirchen, die allerdings vom Königspalast in Siebenbürgen zensiert und nach nur 10 Minuten nach Beginn der Übertragung entfernt wurde.

Über die Brenndörfer Radiostation wurden auch alle wichtigen Mitteilungen während des Krieges übermittelt, einschließlich der Nachricht von König Michael an das Land am Abend des 23. August 1944, die telefonisch aus Bukarest eingegangen war, oder der Proklamation der Rumänischen Volksrepublik am 30. Dezember 1947.

Während des Aufstandes der Legionäre im Jahr 1941 wurde der Radiosender von den Legionären besetzt. Diese ergaben sich aber schließlich der rumänischen Armee. Laut Aussage des Herrn Scripcenco Mihail (dem ältesten Überlebenden, der in dieser Zeit beim Brenndörfer Radiosender gearbeitet hat und derzeit 91 Jahre alt ist) hatte eine Gruppe von Kronstädter Legionären die Kontrolle über den Sender übernommen.

Nach der Verhaftung des Schichtleiters und seines Assistenten griff die rumänische Armee ein, indem sie einen Gebirgsjägertrupp an den Ort des Geschehens schickte. Ein Leutnant der rumänischen Armee schaffte es unter dem Vorwand, sich auf die Seite der Legionäre zu stellen, die Station zu betreten, und nachdem er die Positionen überprüft hatte, von denen aus die Legionäre die Station verteidigen wollten, stellte er fest, dass es nur sieben bewaffnete Personen waren. Diese wurde gezwungen, sich zu ergeben.

Nach Kriegsende 1946 wurde von der Firma Siemens ein von den deutschen Bombenangriffen betroffener Mast, der  heute 250 m hoch ist, wieder aufgebaut.

1965 wurde der englische Sender durch einen in Frankreich hergestellten Thomson-Huston-Prototyp mit einer Leistung von 1.200 kW ersetzt. Seit 2003 hat der neue Sender Harris, amerikanisches Fabrikat, basiert auf Transistoren und digitaler Modulationstechnologie, eine Leistung von 200 kW.

Derzeit sendet die Brenndörfer Radiostation auf Mittelwelle: Radio Târgu-Mureș und AntenaBrașovului sowie auf Langwelle tagsüber Radio RomâniaAntenaSatelor, nachts Radio RomâniaActualităţi.

Ingenieur Mircea Georgescu führt Messungen beim Radiosender Brenndorf durch.

In einer chronologischen Registrierung wichtiger Ereignisse in Zusammenhang mit der Inbetriebnahme des Radiosenders und der Radioübertragung in Brenndorf wird Folgendes unterschieden:

• Ende 1931 wurde beschlossen, einen Radiosender im Burzenland zu stationieren; Der Wellenlängenbereich von 1.200 m bis 2.000 m, auf dem der Sender arbeiten sollte, war ein schwieriges Problem, da Rumänien keine Lizenz besaß.

• Im September 1932 fand in Madrid die Internationale Konferenz für telegraphische Kommunikation statt, auf der neue Frequenzzuweisungen für Rundfunk und Funktelegraphie beschlossen werden sollten.

• Am 29. August 1933 wurde beschlossen, dass der neue Rundfunksender in Brenndorf errichtet werden sollte, da der Ort viele Vorteile hatte: Das Grundstück lag in der Nähe des Bahnhofs und war zudem hochwassergefährdet, da der Grundwasserspiegel sehr hoch war und somit eine hervorragende Erdung hatte.

• Am 15. Januar 1934, um 21 Uhr, erklärte Gheorghe Mugur, stellvertretender Generaldirektor der Rundfunkgesellschaft, in einer Rede, dass „die Notwendigkeit, das rumänische Wort überall zu verbreiten, für eine Einheit des Denkens, Fühlens und Handelns, zur Gründung des nationalen Senders in Brenndorf, Kronstadt, Radio Rumänien, führte“. Die in Brenndorf installierte 20-kW-Station sendet auf 1.875 m und auf einer Antenne, die von zwei 40 m hohen Pylonen aus Tannenholz getragen wird. Die technische Lösung und die Koordination der Errichtung dieser Pylonen lagen in den Händen des Ingenieurs Emil Schmoll.

• Am 16. Oktober 1934 präsentierte der Architekt G. M. Cantacuzino dem hörenden Publikum „Brenndorfs Baustelle des Nationalen Radiosenders“. Damit wurden der Umfang der Arbeiten und die Kosten für die Durchführung des Projekts ersichtlich.

Die Ausrüstung für die 150-kW-Station wurde von der renommierten britischen Firma Marconi geliefert, aber die Konstruktion und der Bau der Antennenstützpfeiler lagen in der Verantwortung lokaler Spezialisten.

Die beiden Säulen mit einer Höhe von 225 m waren eine Europapremiere, da sie die Säulen der Station Chelmsfor in England, die nur 146 m hoch waren, überragten. Jede Säule war mit 21 Stahlseilen verankert. Der rumänische Radiosender hatte ein eigenes Kraftwerk, bestehend aus drei Generatoren mit Motoren von jeweils 700 PS.

• Anfang 1935 schlug der Ingenieur Emil Schmoll vor, die technischen Tests des Senders auf einer Wellenlänge von 1.935 m durchzuführen. Ingenieur Schmoll, der Bauleiter wurde, hielt die Station auf dieser Frequenz aufrecht, obwohl es heftige nationale und internationale Proteste gab. Radio Rumänien erfüllte sein Desiderat, für das es gebaut worden war, und das rumänische Wort erreichte die entferntesten geografischen Gebiete des Landes und darüber hinaus. Nach einigen Messungen hatte es eine Abdeckung in ganz Europa, wobei das Signal bis nach Grönland empfangen wurde;

• Am 1. Januar 1936 wird der 150 kW-Sender in Brenndorf in Betrieb genommen. Zur Eröffnung des Programms wird die königliche Neujahrsbotschaft überbracht, gefolgt von einer Rede des stellvertretenden Direktors Gh. D. Mugur. Ab dem 13. April 1936 werden zwei Programme ausgestrahlt: Radio București und Radio RomâniaBod. Im Herbst desselben Jahres wird ein Bod-București-Erdkabel mit einer Verstärkungsstation in Vrăjitori-Câmpina in Betrieb genommen .

• Am 4. April 1936 wurde das Gesetz über die Organisation und Funktionsweise des Rundfunks durch das königliche Dekret 808 erlassen (veröffentlicht im Amtsblatt Nr. 80). Das Unternehmen änderte seinen Namen in Rumänisches Rundfunkunternehmen.

• Im Jahr 1940, als Siebenbürgen zwangsabgetreten wurde, sendete der Sender Brenndorf eine Aufnahme der Glocken der siebenbürgischen Kirchen, die, wie oben erwähnt, zensiert wurde.

Über die Brenndörfer Rundfunkstation wurden auch alle kriegswichtigen Mitteilungen übermittelt, darunter die Botschaft des Königs an das Land am Abend des 23. August 1944, die aus Bukarest per Telefon empfangen wurde.

• Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und insbesondere nach dem Kriegseintritt Rumäniens ergriff der Rundfunk Vorsichtsmaßnahmen hinsichtlich der möglichen Zerstörung der Hauptstationen. In diesem Sinne wurde in verschiedenen Teilen des Landes ein Netzwerk von 75-W-Kurzwellen-Versuchsstationen geschaffen.

Die erste davon mit dem Titel Dobrogea war in Constanța installiert worden, die Station Carpati befand sich in Sinaia, die Station Argeș in Bukarest, Moldovița in Jassy (Iași) und Gloria in Crimeea.

Der am 2. November 1941 eingerichtete Radiosender Moldova in Iași mit einer Sendeleistung von 100 W, der 1944 in Radio Moldovițaumbenannt wurde, war der einzige territoriale Sender, der während des Antonescu-Regimes als wichtigste rumänische Propaganda- und antisowjetische Propagandastation fungierte.

Am 18. März 1944 wurde der SenderMoldovițanach Brenndorf evakuiert, wo bis zum 23. August 1944 weiter ausgestrahlt wurde. Dieser Sender wurde im Rahmen einer im Waffenstillstandsabkommen vom 19. April 1945 vorgesehenen Aktion zur Rückgabe von Funkgeräten an die UdSSR abgeschafft.

• Mit dem Ausbruch des bewaffneten Aufstands am 23. August 1944 entwarf der Generalstab die vom neuen Generalstabschef, Generaladjutant Gheorghe Mihail, unterzeichnete operative Richtlinie. Diese sah „das Verhindern deutscher Sendungen aller Art vor, um die Ausübung des Kommandos zu lähmen“.

Stromgeneratoren der Sendeanlage in Brenndorf.

• Am 24. August wurden die Standorte der Stationen des rumänischen Rundfunks gleichzeitig von den deutschen Armeen angegriffen, wobei die Station in Brenndorf sieben Stunden lang von einem Trupp von 120 deutschen Soldaten belagert wurde, ohne dass es jedoch gelang, sie zu besetzen;

• Am 28. August 1944 beteiligten sich die Militärfeuerwehrleute aus Kronstadt an der Entwaffnung eines Konvois deutscher Fahrzeuge, der an der Kaserne vorbeifuhr, und gemeinsam mit Truppen der Kompanie Iașiund Untereinheiten des 6. Regiments Călărași, die in Brenndorf eingesetzt waren, verteidigten sie die Funkstation Brenndorf erfolgreich gegen einen erneuten Angriff der deutschen Truppen. Dieser Angriff führte dazu, dass der Sender außer Betrieb genommen wurde und am 15. September 1944 den Sendebetrieb wieder aufnahm.

Nachdem die deutsche Armee das Gebiet verlassen hatte, bombardierte sie die Rundfunkstation, wobei einer der drei Pylone beschädigt wurde und die Frau eines der Angestellten, Maria Muntean, und ihre einzige sechsjährige Tochter dem Bombenangriff zum Opfer fielen.

 • 1965 wurde der englische Sender durch einen in Frankreich hergestellten Thomson-Huston-Prototyp mit einer Leistung von 1.200 kW ersetzt;

• Am 10. Mai 1980 begann der Bau der neuen Kaserne beim Lager StocMobilizăriBod (Brenndorf). Es wurden die Garagen, das Gewächshaus, die Umzäunung und die Außenbeleuchtung errichtet. Nach den Schilderungen des befragten Zeugen wurde der Zugang zur Umgebung des Senders Brenndorf in den 1970er und 1980er Jahren zunehmend eingeschränkt.

Das kommunistische System führte strenge Regeln ein, wer Zugang zur Station haben durfte, so dass selbst Hausbesuche bei den hier Arbeitenden einer vorherigen Genehmigung bedurften.

• Der neue Harris-Sender, der aufgrund von Transistoren und digitaler Modulationstechnik betrieben wird, hat 2003 eine Leistung von 200 kW und arbeitet zurzeit mit 153 kW.

Attila Lazăr

 

Bibliographie

Scripcenco Mihail, Interview geführt am 11.09.2016 (im persönlichen Archiv).

Cantacuzino, G. M., „Die Baustelle des Nationalen Rundfunks in Bod“ (Teil 1 und 2), Sendung „Radio-Universität“, 16. Oktober 1934, 20.45 Uhr (im SRR-Archiv, Akte Nr. 14/1934, 6 Diktatordner; Radio-Fonia, VII, Nr. 322).

Enciu, Gheorghe Gen.-Lt., „Die Post und Telekommunikation in Rumänien“, Bukarest, Wissenschaftlicher und enzyklopädischer Verlag, 1984.

 

 

Externer Link:

https://cetateafagarasului.com/wp-content/uploads/2020/06/Anuar-2016.pdf

Hier können Sie das Buch „Acta Terrae Fagarensiensis V“, herausgegeben vom Museum des Fogarascher Landes „Valer Literat“, 2016, Editura ALTIP, in rumänischer Sprache herunterladen (29 MB). Den Artikel „Stația de radio Bod“ finden Sie auf den Seiten 467-474.